Wir fahren mit unseren Fahrrädern mitten im Herbst durch das Bergische Land. Los geht es in Köln, um dann in Leverkusen scharf rechts auf die Balkantrasse abzubiegen. Im Bergischen wechseln wir auf den Panoramaradweg. Soweit der Plan, irgendwie ist es dann doch etwas anders gekommen. Doch lest selbst.

Balkantrasse und Panaoramaradweg

Die Balkantrasse – Eine Fahrradtour ins Bergische Land

Die Blätter haben sich mittlerweile schon bunt verfärbt. Wir ahnen schon, dass uns nicht mehr all zu viele schöne Tage für eine Fahrradtour bleiben. Nachts fallen die Temperaturen schon unter 10 Grad Celsius, aber wir wollen und müssen nochmal los.

Fahrradtour im Herbst auf der Balkantrasse

Unsere Packliste sieht für den Herbst etwas anders aus

Anderes als bei einer Radtour im Sommer, wandern mehr funktionale Klamotten als T-Shirts und kurze Hosen in unsere Radtaschen. Wir sind für alle Eventualitäten zumindest halbwegs gewappnet und schon Tage vorher checken wir immer wieder den Wetterbericht, aber was würde das ändern? Ein Plan ist ein Plan. Saisonabschluss bei den Fahrradrabauken.

Rheinradweg ab zur Balkantrasse

Über den Rheinradweg in Richtung Leverkusen zur Balkantrasse

An diesem Samstagmorgen strahlt die Sonne über Köln mit uns um die Wette und wir wollen direkt los; schenken uns somit die Bahnfahrt und fahren direkt aus Köln-Ehrenfeld die ca. 25 km nach Leverkusen am Rhein entlang.

Richtung Balkantrasse
Es ist Herbst im Rheinland

Die Balkantrasse beginnt in Leverkusen-Opladen

Warum nicht mal wieder ein Stück Rheinradweg mitnehmen? Eben! Los gehts. Hoffentlich bleibt das Wetter uns auch im Bergischen Land auf dem Panoramaradweg wohlgesonnen. Nach den gewohnten ersten Startschwierigkeiten finden wir die ersten Schilder der Balkantrasse hinter dem Opladener Bahnhof in Leverkusen.

Leverkusen Start der Balkantrasse
DIe Balkantrasse. Ab nach Burscheid

Es geht bergauf auf der Balkantrasse

Es geht nun stetig leicht bergauf und wir fragen uns schon, warum wir eigentlich in diese Richtung fahren und uns nicht entgegengesetzt, sprich runter, Richtung Rhein rollen lassen. Sei es drum. Wir wollen uns ja auch etwas bewegen und ehrlich gesagt ist es ja auch gar nicht wirklich steil und es rollt auf dem recht neuen Asphalt auch sehr gut.

Anfang der Balkantrasse
Der Anfang der Balkantrasse

Ist eine Fahrradtour im Herbst sinnvoll?

Alle Zweifel, ob denn eine Fahrradtour im Herbst überhaupt noch Spaß macht, sind vergessen. Wir sind zusammen unterwegs und das ist auch das, was jetzt zählt. Zwei Tage durch die Hügellandschaft des Bergischen treten. Yeah!

Eine Radtour im Herbst auf der Balkantrasse

Die Balkantrasse – Unterwegs auf einer ehemaligen Bahnlinie

Die Balkantrasse auf der wir unterwegs sind, führt seit 2014 als Radweg über ca. 51 km aus der rheinischen Tiefebene in die Hügellandschaft der Bergischen Lands (oder halt umgekehrt). Der Name erinnert an den sogenannten „Balkanexpress“. So wurde die ehemalige Bahnlinie zwischen Leverkusen-Opladen und Remscheid-Lennep bezeichnet. Warum auch immer.

Historisches & Kultur am Rande der Balkantrasse

Unterwegs gibt es eine Menge Krams zu entdecken. Nur mal kurz aufgezählt wären da, das NaturGut Ophoven, ein Textilindustrie-Museum, die historische Weberei Kafka und vieles mehr. Kann man alles besuchen, muss man aber auch nicht. Auf dem Rad sitzen und einfach laufen lassen, allein das stellt uns an diesem Wochenende mehr als zufrieden.

Eigentlich ist ja so eine Bahntrasse recht unspektakulär. Es geht gerade aus und ab und zu fahren wir mal durch einen Tunnel. Denkt man so, doch das Fahrgefühl ist kaum zu toppen. Schnurgerade Wege und Top-Bodenbelag.

Pause in Hückeswagen auf der Balkantrasse

Das neue Gravelbike schnurrt über die Balkantrasse

Das neue Bike von Henrik lässt sich hier endlich mal ausfahren ohne auf den Kölner Stadtverkehr zu achten. Speed ist all you need. Es geht aber natürlich auch gemütlich auf den Trassen voran und so verpasst ihr dann auch sicherlich keine Schilder. Später mehr dazu.

Balkantrasse

Eine Pause in Burscheid auf der Balkantrasse

In Burscheid gönnen wir uns erstmal eine Pause. Im Gegensatz zum Sommer sind wir heilfroh in einen warmen Gastraum zu treten. Im Sommer sind wir definitiv lieber draußen, doch auf dieser Tour brauchen wir Wärme und eine heiße Fritte.

Pause auf der Balkantrasse

Fahrradtouren im Sommer und im Herbst. Gibt es da Unterschiede?

Bei einem kalten Getränk fachsimpeln wir kurz über die Unterscheide zwischen Sommer und Wintertouren und die doch unterschiedliche Ausrüstung zu den verschiedenen Jahreszeiten. Eine Packliste für den Herbst stellen wir euch aber noch zusammen und packen die bald in unseren Blog.

Balkantrasse und Panoramaradweg

Eine extra Packliste für eine Tour in Herbst kommt noch

Was man aber, egal wann und wo, braucht, sind Unterbuchsen. In diesem Fall Boxershorts. Überlebenswichtiges Zeug. Haben wir an diesem Wochenende exakt drei von. Insgesamt. Also zu wenig für drei Tage und zwei Personen. Daher heißt es nach der Pause ab in die Stadt und sexy Unterwäsche kaufen.

Henrik in Burscheid auf der Balkantrasse
Sexy Unterwäsche

Achtung der Balkanexpress biegt ab nach Wipperfürth

Die nächsten Kilometer laufen nach der Pause wie von selbst, geht ja nur gerade aus. Doch auch der Balkanexpress will irgendwann mal abbiegen. Tatsächlich finden wir genau an der Stelle Remscheid-Bergisch-Born eine alte Weiche.

Eine Weiche auf der Balkantrasse

Die Weiche steht auf Wipperfürth

Schnell die Weiche umgestellt und wir fahren weiter in Richtung Wipperfürth, über Hückeswagen. Wieder geht es gerade aus über besten Asphalt. Fast wären wir gegen den Prellblock gefahren, hätten wir nicht noch das Schild, linke Hand mit 18% Gefälle gesehen. Es geht bergab. Hui.

Gefälle auf der Balkantrasse

Hückeswagen macht Spaß

Hückeswagen macht Spaß! Sagt uns zumindest ein Aufkleber. Eigentlich wollten wir hier eine letzte Pause einlegen, aber Pustekuchen. Weit und breit nichts wirklich einladendes. Irgendwie finden wir nicht passendes. Zum Schloss wollen wir aber trotzdem noch fix.

Radtour durch Hückeswagen
Wir fahren durch Hückeswagen

Schloss Hückeswagen im Bergischen Land

Zum Schloss gibt es hier nicht wirklich viel zu sagen. Irgendwie eines von vielen, die einem so unterwegs auf Fahrradtouren über den Weg laufen. Am interessantesten ist vielleicht noch, dass das Schloss in Hückewagen mal im Besitz der Grafen von Berg war. Berg? Bergisches Land? Ja genau, denn trotz der vielen kleineren Berge hier in der Region, hat der Name nichts mit der Topographie zu tun, sondern mit altem Adel, der hier mehr als 600 Jahre sein Unwesen getrieben hat. Aber das soll genug der Geschichte sein.

Heimatmuseum in Hückeswagen

Im Herbst wird es auch auf der Balkantrasse schneller dunkel

Langsam schwindet das Sonnenlicht und wir werden daran erinnert, dass wir nicht bis acht Uhr abends fahren können. Im Sommer alles kein Problem, aber jetzt ruft doch endlich unser Hotel mit einer warmen Dusche.

Balkantrasse

Besser im Hotel schlafen, wenn es kälter wird

Unser definitiver Tipp ist, sich bei Temperaturen unter 10 Grad auf jeden Fall ein warmes Hotel zu buchen. Zu Erinnerung: Wir sind und bleiben Bummel- und Wellnessrabauken, denn wir wollen kein Hardcore-Survival-Training. Das würden wir auch überleben, aber warum sich das Leben schwerer machen als es wirklich ist.

Hotel Haus am Markt in Wipperfürth auf der Balkantrasse
Wellnessrabauken

Hotel „Haus am Markt“ in Wipperführt

Das Hotel – „Haus am Markt“ wird für heute Nacht unsere Bleibe sein. Lage Lage Lage! Diesmal direkt in der City. Das „Brauhaus“ ist nicht weit und falls ihr später noch das Tanzbein schwingen wollt, dann findet ihr genau gegenüber die „Penne“. Wir fangen erstmal gemütlich im Brauhaus an und futtern uns den Hunger weg. Der Rest der herrlich langen Nacht fällt dann übrigens unter die Kategorie “What happens in Wipperfürth, stays in Wipperfürth”. Irgendwas mit Karneval, Kölsch usw…

Essen im Brauhaus in Wipperfürth
Das Brauhaus in Wipperfürth

Mutti wir haben verschlafen

„Ich wollte nur kurz schauen ob ihr noch lebt“. Ja… Nein… aber anscheinend sind wir wieder wach. Unsere Frühstückszeit haben wir wohl verpasst und das noch nichtmals knapp. Fear and Loathing in Wipperführt. Das kennt man wohl im Hotel und so bekommen wir ein 1A Frühstück auch zu einer späteren Zeit.

Müde auf der Balkantrasse
Verdammt wir sind spät dran

Etwas zu spät auf dem Panoramradweg

Etwas hinter unserer normalen Aufstehzeit und mit einer gehörigen Portion Schlaf in den Augen und Gelenken, satteln wir unsere Räder und fahren endlich los. Und irgendwie ist direkt der Wurm drin. Henriks Knie schmerzt und wir müssen halten. Mehrmals. Ist hier unsere kleine Wochenendreise zu Ende?

Der Panoramaradweg
Fuck! Das Knie tut weh.

Locker weg auf dem Panoramaradweg

Henrik entscheidet, dass wir auf jeden Fall weiterfahren, aber locker weg. Gesagt getan. Vorsichtig treten wir Pedalumdrehung um Pedalumdrehung. Wenn es schlimmer wird, steigen wir doch noch in die Bahn nach Köln. Es hilft ja nix.

Fahrradtour nach Lüdenscheid auf dem Panaoramaradweg

Es geht doch nur gerade aus auf dem Panoramaradweg oder?

Eigentlich geht es doch nur gerade aus und das sollte doch auch mit etwas Knieschmerzen machbar sein. Denken wir zum jetzigen Zeitpunkt noch. Doch schnell müssen wir wieder halten. Wir gönnen uns eine Cola und ein selbstgeschmiertes Butterbrot vom Vortag.

Panoramaradweg

Ein kaputtes Knie, doch wir müssen weiter auf dem Panoramaradweg

Weiter gehts, das Knie gibt schon irgendwann Ruhe. Wir fahren weiter und verlieren irgendwann die Orientierung. Wo genau können wir nur rekonstruieren. Irgendwo bei, hinter, über Meinerzhagen (?) verpassen wir ein Schild und finden uns irgendwo im nirgendwo an einer Hauptstraße wieder. Last chance, fahren nach Knotenpunkten.

Komootstrecke Wipperfürth
Hier die Strecke zum Nachfahren

Zurückfahren lohnt sich auf dem Panoramaradweg

Ein Tipp an dieser Stelle: Zurückfahren lohnt sich. Das sehen wir jetzt im Nachhinein auch ein. Doch eine Fehlentscheidung jagt an diesem Tag die nächste und so entscheiden wir uns spontan nach Lüdenscheid zu fahren. Den Panoramaradweg haben wir eh schon verloren und die 25 km bis nach Olpe wollen wir uns schenken. Das Sauerland kennen wir doch.

Panoramaradweg
Anstrengend!

Lüdenscheid nach Knotenpunkten

Lüdenscheid scheint mit seinen 17 km zum Greifen nah. Mittlerweile ist es schon 14 Uhr und wir sehen ein, das aus diesem Tag nichts mehr werden kann. Dann doch lieber schnell nach Lüdenscheid und ab ins Kino. Leider geht es erstmal an der Hauptstraße entlang.

Fahrradtour nach Lüdenscheid
Das ist nicht mehr der Panoramaradweg

Eine Fehlentscheidung folgt der Nächsten auf dieser Radtour

Ein verlockender Plan und eigentlich auch sehr schlüssig. Nur ist das unsere nächste Fehlentscheidung und wir haben zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Ahnung von den bevorstehenden Höhenmetern.

Höhenmeter im Sauerland
Ist das schon das Sauerland?

Was sind schon Höhenmeter wenn man am Rhein wohnt

Am Ende des Tages sollen es dann tatsächlich fast 800 hm gewesen sein. Lüdenscheid liegt nämlich hinter diversen Hügeln und so kämpfen wir uns mit 6 Km/h die Berge rauf und fahren wieder runter. Langsam kommen uns echte Zweifel.

Fahrradrabauken

So verplant waren wir noch nie. Glauben wir.

So verplant waren wir noch nie. Wahrscheinlich gibt uns die graue Novembertristes den Rest. Wir fahren ohne zu reden. Hier und da hört man von jeweils anderen Rad einen lauten Fluch. Kilometer reiht sich an Kilometer und langsam wird es auch noch dunkel.

nicht der Panoramaradweg
Das ist auf jeden Fall auch nicht der Panoramaradweg

Sind wir doch sportliche Radfahrer?

Wirklich clever wäre es, sich jetzt in die Bahn zu setzten und zumindest die letzten Kilometer bist nach Lüdenscheid zu fahren. Doch da war wieder eine dieser Fehlentscheidungen und unser sportlicher Ehrgeiz, den wir wohl doch in uns haben, auch wenn wir uns das nicht eingestehen wollen. Fahrradrabauken eben.

Radreparatur auf dem Panoramaradweg
Irgendwas ist ja immer

Hagelt, dunkel, kalt und Erinnerungen an den Sauerlandradring

Es fängt an zu hageln und zum krönenden Abschluss gibt unsere Fahrradbeleuchtung ihren Geist auf. Heute ist nicht nur ein Wurm drin, sondern eine ganze Wurmfamilie hat Einzug gehalten. Ähnliches haben wir damals schon einmal auf dem Sauerlandradring erlebt.

Fahrradtouren
Wir drehen uns im Kreis

Ein warmes Bett in Lüdenscheid – Leider aber kein runder Reisebericht

Wir schaffen es um 19 Uhr dann doch endlich nach Lüdenscheid und buchen uns schnell über eine App ein warmes Hotelbett. Zumindest ist zu dieser Jahreszeit die Zimmersuche nicht wirklich ein Problem. Alles egal, wir wollen nur warm duschen und das schnell.

Hotel Schillers in Lüdenscheid
Ein Bild vom nächsten Morgen

Wellnessrabauken eine Sparte mit Potential

Das neue Rabaukenmotto für unsere Winter- und Herbtouren lautet “Wellness” und so geht es wieder mitten in die Stadt ins Hotel und Café Schillers. Nicht nur die Dusche überzeugt, sondern auch das Frühstück und das Ganze könnt ihr übrigens auch ohne Übernachtung buchen. Also das Frühstück, nicht die Dusche. Alles unbezahlte Werbung und nur aus reiner Überzeugung hier aufgeführt.

Hotel Schillers

Manchmal ist ein Hotelzimmer mehr wert als alle Bitcoins dieser Welt

Das schöne an Radtouren und seien sie noch so verplant, ist doch eine heiße Dusche. Schnell ist der Ärger des Tages vergessen, auch wenn wir uns echt noch ärgern, hier keinen schönen Bericht über den Panoramaradweg für euch zu schreiben. Naja, jede:r Radfahrer:in kennt wahrscheinlich genau diese Situationen, die eine Tour im Nachhinein so einzigartig machen.

Hotel in Lüdenscheid
Coronadays in Lüdenscheid

Balkantrasse und Panoramaradweg – Ein Resümee

Bei einer warmen Pizza mit Tomatensalat und Pils können wir schon wieder lachen und sind uns einig, dass wir immer weiter fahren werden. Der nächste Bericht kommt bestimmt. Doch wahrscheinlich erst im Frühjahr, von Hagel und Kälte haben wir nämlich erstmal die Nase voll.

Pizzaessen in Lüdenscheid
Ende der Geschichte