Schwarzwald Panorama-Radweg heißt das wylde Dingen. Während die eine Hälfte der Fahrradrabauken im Büro abhängen und malochen muss, kann die andere Hälfte nicht die Finger vom Rad lassen. Zack, einen sattelfesten Freund geschnappt und mit dem auf eine Fahrradtour in den Schwarzwald. Warum dort? Der wohnt da in der Nähe. Akkurat. Auf gehts. Kommt mit!

Mal rauskommen – Ein (verlängertes) Wochenend-Mikroabenteuer auf dem Rad

Es ist Juni und endlich endlich ist der Sommer da, zumindest so eingermaßen, und mit ihm auch eine Reihe von sonnig und okay-warmen Wochenenden, die nach einem Trip mit dem Rad rufen. An einem solchen Wochenende haben wir uns ein paar Tage Urlaub genommen, um im Schwarzwald ein bißchen mit dem Radel rumzucruisen. Das Zelt und das Nötigste im Gepäck und den Schwarzwald Panorama-Radweg als Ziel. 4 Tage waren wir unterwegs, Start Donnerstagsmorgen in Pforzheim, Ziel Sonntagsnachmittag in Freiburg. Sehr gut zu machen also an einem verlängerten Wochenende.

Fahrradreisen in Corona-Zeiten – Vielleicht die idealste Art des Reisens

Radfahren bedeutet ja, immer schön draußen an der Luft zu sein. Bestenfalls hat man diese dann auch noch fast für sich ganz allein, weil da außer einem selber und der Reisebegleitung niemand anderes unterwegs ist. Naturerlebnis also schon mal per Definition und maximal coronagerechtes reisen zusätzlich. So auch für uns im Juni 2021 und bis auf das tägliche schnelltesten und wo nötig Maske tragen, sind diese Tage im Schwarzwald auch etwas Erholung vom Coronaalltag.

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Der Schwarzwald – Viel von gehört aber noch nicht wirklich viel von gesehen

Vom Schwarzwald haben wir schon viel gehört, wie ihr bestimmt auch, aber angeguckt hatten wir ihn uns bislang noch nicht so wirklich. Irgendwann vor zig Jahren habe ich mal auf ‘ner Wohnmobiltour Richtung Italien am Feldberg gestoppt und mir da ein Radrennen angeguckt, bei richtig miesem Regenwetter und gefühlt 0 Grad. Das war es aber auch schon mit meinen Schwarzwalderfahrungen. Damals bei Null da weg und heute quasi wieder bei Null angefangen.

Der Schwarzwald Panorama-Radweg im Überblick – Paar Daten & Fakten

Der Schwarzwald Panorama-Radweg ist ein Fernradweg, dessen Route sich über 280 km von Pforzheim bis Waldshut durch die Ostseite des größen Mittelgebirge in Deutschland schlängelt. Offiziell ist das Ding in 5 Etappen unterteilt, zwischen 30-73 km lang. Der Radweg existiert seit 2011 und feiert demnach dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Glückwunsch an der Stelle von uns. Gut gealtert. Alles in allem müssen auf der Gesamtdistanz ca. 3.700 m Aufstieg geschafft werden, was gar nicht mal so wenig ist und den Panorama-Radweg unserer Meinung nach zu einem der schwierigeren Fernradwege in dieser Länge macht. Nicht wenige der Höhenmeter verlaufen nämlich über Waldwege, teils recht schottrig. Macht das Ganze mit Tourenrad plus 2 Taschen und Zelt jetzt auch nicht gerade einfacher.

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Bißchen klein geworden – Das ist er aber, der Schwarzwald Panorama-Radweg

Schwarzwald Panorama-Radweg Tag 1: Pforzheim nach Freudenstadt (ca. 75 km)

Unser erster Tag beginnt in Karlsruhe. Wir sind am Abend vor der Tour mal so schlau und betrinken uns nicht vollständig, was den Start am nächsten morgen etwas munterer werden lässt. Karlsruhe also. Von dort aus fahren wir mit dem Rad bis Durlach, auch Karlsruhe, und nehmen dann von dort aus den Regionalzug nach Pforzheim. Angekommen machen wir noch einen Corona-Schnelltest und pesen freudig los. Zu Beginn geht es immer fröhlich und auf flachem Terrain die Enz (sichere 10 Punkte bei Stadt-Land-Fluss) entlang. Die Ruhe vor dem Sturm quasi. Es folgt nach den ersten entspannten Kilometern nämlich später doch noch ein ziemlich wilder Ritt, über Stock und Stein, größtenteils durch Wälder und auf waldigen Pisten. Aber dazu später mehr.

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Pause an der Enzquelle

Also erstmal aus Pforzheim raus, der Goldstadt, auf ca. 260 m über Normalnull. Warum die Höhe hier wichtig is’? Na wegen der Höhe unseres Zielortes, der heißt nämlich Freudenstadt und liegt gefühlt direkt unterhalb der Zugspitze. Ok, bißchen übertrieben, zugegeben. Aber trotzdem liegt Freudenstadt auf 732 m und da müssen wir am ersten Tag halt auch erstmal rauf. Mit etwas detaillierterer Tourenplanung wäre das auch keine Überraschung gewesen, aber groß was planen überlassen wir halt eh auch lieber anderen Leuten. Es ging also rauf und – zwischendurch – auch mal runter. Aber viel viel mehr rauf! Maximal bis auf knapp 900 m. Das ist Hoch für rheinländische Flachlandrabauken! Bis auf ein paar Schutthalden gibt es hier in Köln ja keine Höhen.

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Da war’n aber weit und breit keine Baumfällungen

Anstiege sind anstrengend – merkt man schon allein daran, dass beide Worte die gleichen vier Anfangsbuchstaben haben, kann ja kein Zufall sein – und das merken wir an diesem ersten Tag. Gleichzeitig machen sie aber auch irgendwie ziemlich Bock. Man schafft halt was und ohne E-Bike nämlich auch noch mit seinen eigenen Körperkräften. Wenn man oben ist, ist man im Eimer, hat aber häufig auch tollste Aussichten. Wir strampeln uns Richtung Freudenstadt also gut einen ab, kommen aber jedoch selig am Ende eines schönen ersten Tages an unserem Campingplatz an. Das Zelt bauen wir im Regen auf und bekommen sogar noch ein Abendessen und kühle Getränke. Besser kann ein erster anstrengender Tourentag nicht enden. Herrlich!

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Natur-Camping Langenwald – Cooler Platz

Schwarzwald Panorama-Radweg Tag 2: Freudenstadt nach Villingen-Schwenningen (ca. 67 km)

Der zweite Tag auf dem Schwarzwald Panorama-Radweg. Endlich Panorama! Nachdem wir gestern vor lauter Bäumen fast nichts sehen konnten, bieten sich heute immer wieder super schöne und vor allem weite Ausblicke. Insgesamt sind wir an diesem zweiten Tag wieder knappe 70 km unterwegs, dieses Mal von Freudenstadt nach Villingen-Schwenningen. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet.

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Die Sonne kommt raus – Von Hagelkörnern nichts mehr zu sehen

Hagelkörner so groß wie Tennisbälle?!

Nicht viele Kilometer weiter weg, so hören wir, sollen sogar Hagelkörner groß wie Tennisbälle runtergekommen sein. Verrückt. Bei uns also nur Regen, da haben wir echt Glück gehabt. Wir fahren gegen 10 Uhr nach einem kleinen Frühstück los. Auf dem ersten Streckenteil ist es feucht-kalt und snsere Beine noch sehr müde von der Plackerei am Vortag. Wir haben auch beide gepennt wie Steine, Resultat der Anstrengungen. Auch heute geht es wieder auf und ab aber nicht ganz so heftiges Zeug wie gestern.

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Heute gibt es so richtig viel Panorama

Schwarzwald? Das sieht aus wie im Alpenvorland hier

Wir radeln am zweiten Tourentag erst einmal viel an Feldern und Wiesen entlang, ganz anders als gestern sieht das aus. Da wir gestern ordentlich an Höhe gewonnen haben, pendeln wir heute immer so zwischen 600-800 m Höhe. Die Landschaft ist super schön und teilweise erinnert sie ans Algäu oder anderes Alpenvorland, mit weiteren und sanft geschwungenen Tälern und diesen traditionellen Schwarzwaldhäusern und -höfen. Ah! Oh! Sehr schön. Heute rollen unsere beiden Räder auch richtig gut. Das Wetter wird besser und angetrieben von guter Laune ruppen wir Kilometer um Kilometer ab. Fetzt.

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Da! Ruine!

Übernachtung in Villingen-Schwennigen

Gegen späten Nachmittag nähern wir uns Villingen-Schwenningen, wo wir für die Nacht ein Hotelzimmer gebucht haben, da kein Campingplatz direkt an der Strecke liegt. Aber auch gut, denn nach einem leckeren Abendessen und 2-3 kühlen Getränken, fallen wir halbtot ins Bett. Schwarzwald, du machst uns fertig! Vorfreudig träumen wir heute Nacht vom Titisee, wo wir morgen nach weiteren 52 km wieder unser Zelt aufstellen werden , direkt am Seeufer, yeah!

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Daniel, der Kuhflüsterer

Schwarzwald Panorama-Radweg Tag 3: Villingen-Schwenningen nach Titisee-Neustadt (ca. 52 km)

Tag 3 von 4 und so langsam haben wir es uns auf unseren Sätteln bequem gemacht. Nur schade, dass es morgen schon wieder vorbei ist. Man müsste mal länger losfahren, ein paar Wochen am Stück wäre geil. Aber egal, denn auch die kleinen Abenteuer, für die es nicht viel Zeit bedarf und die quasi vor der Tür liegen, haben ihren Reiz. Es geht also wieder los, dieses Mal in Villingen-Schwenningen. Hübsches Städtchen. Wir gönnen uns einen Pott Kaffe und belegte Brötchen vom Bäcker nebenan unseres Hotels. Dann gehts weiter auf dem Schwarzwald Panorama-Radweg. Heute fahren wir bis zum Titisee. Das sind in etwa 55 km. Das Wetter spielt uns in die Karten: Sonne! Wir radeln entspannt im Tal entlang. Die ersten 20 km sind easy, vorbei an Feldern und Wiesen. Kaum bergauf. Aber das soll sich noch ändern.

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Der Kirnbergsee – Ein Stop der sich lohnt

Den ersten Stopp machen wir am Kirnbergsee. Herrlich. Pause, Brötchen und Arschbombe ins Wasser. Was will man mehr?! Wir gönnen uns noch ein kühles Getränk und ruhen für den kommenden Streckenteil aus. Denn danach geht es ab. Dieses Mal haben wir gut in die Karte geguckt. Es geht bergauf über eine Art Forst-Highway, Kilometer für Kilometer bis auf knapp 1100 m. So hoch waren wir beide in diesem Jahr mit dem Rad noch nicht. Zugegeben, wir sind auch ein bisschen stolz, dass wir das geschafft haben. Darf man ja auch ruhig mal sein.

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Oben auf dem Höchstberg – Super Ausblicke

Das Dach unserer Tour heißt dann auch noch Höchstberg. Sein Name sei Programm! Und wie schön das da oben ist: Ausblicke, Landschaft, Panorama, Kühe! Alles richtig gut und in echt. Auch die Abfahrt kann einiges und macht Laune. Abfahrten kriegste halt auch nur, wenn du vorher einen Anstieg erklommen hast, die gibt’s also nicht für umme. Wieder im Tal angekommen folgen nur noch mäßige Strapazen bis zum Titisee. Hier schlagen wir unser Zelt auf, mit Blick auf den See. Top Ende eines sehr schönen dritten Tourtages!

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Man sieht das kaum, geht aber zäh lang bergan

Schwarzwald Panorama-Radweg Tag 4: Titisee nach Freiburg (ca. 30 km)

Unser vierter Tag auf dem Schwarzwald Panorama-Radweg. Ok, ein bißchen geschummelt. Wir sind morgens direkt runter von der offiziellen Route. Der vierte Tourentag ist für uns nämlich der Abschlusstag unserer Schwarzwaldtour, die ein herrliches Mikroabenteuer auf dem Drahtesel war und ein absoluter Tipp für bergige Mehrtagestouren ist! Für uns geht es am vierten Tag noch vom Titisee nach Freiburg, ca. 30 KM. Es wären noch 2-3 Tourentage mehr drin gewesen auf dem Panorama-Radweg, aber das Wochenende ist halt rum und unser Kurzurlaub damit leider auch.

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Der Titisee am Abend

Aber auch die abschließenden Kilometer bis Freiburg haben nochmal ordentlich Highlights zu bieten. Der morgendliche Köpper in den Titisee zum Beispiel oder auch der Kaffee danach am Ufer, die Ruhe genießen mit Blick auf den See. Top! Danach packen wir zusammen, bauen das Zelt ab. Vom Titisee aus geht es recht fix in Richtung Höllental und dann hinab zur Ravennaschlucht mit Blick auf die Ravennabrücke und entlang an kleineren Wasserfällen und alten Mühlen. Neben uns rauscht der Ravennabach durchs Tal. Fett.

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Pause im schwarzen Wald

Nach diesem wunderschönen Abschnitt fahren wir erst etwas doof auf eine Waldstrecke mit dem Ziel die stark frequentierte Bundesstraße zu meiden. Nach einigen üblen Steigungen entscheiden wir uns dann doch für die Abfahrt zwischen LK- und PKWs. Die letzten ca. 15 KM geht es dann wieder über leicht abschüssige Fahrradwege bis nach Freiburg. Dort erwartet uns die Dreisam, an deren Ufern heute gefühlt halb Freiburg abhängt. Am Fluss entlang genießen wir die letzten Kilometer bis zum Hauptbahnhof. Wie schön dieser Trip durch den Schwarzwald war. Für uns geht es mit der Bahn zurück nach Karlsruhe. Schade, dass du schon rum bist, Wochenende!

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Freiburg – An der Dreisam entlang

Weitere Infos zum Schwarzwald Panorama-Radweg

Offizielle Seite der Tour

GPS-Datei (Hauptroute)

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