Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg. Herrlich! Jede Fahrradsaison endet leider einmal und so ist es auch mit der diesjährigen Ausgabe. Wettermäßig kann Ende Oktober zwar alles passieren, aber der Termin ist schon lange fix in unseren Kalendern eingetragen und so schwingen wir uns ein letztes Mal in diesem Jahr auf unsere Touren-Sättel. Komme von oben, was da wolle. #RUHRTALRADWEG

Henrik und Bastian an der Ruhrtalquelle
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Mittlerweile machen wir den ganzen Spaß hier im achten Jahr und so kann es an diesem krummen Jubiläum auch nicht irgendeine Tour sein, die wir fahren. Wir wollen unsere allererste Tour noch einmal fahren. Back to the roots also. Der Ruhrtalradweg. Immer noch eine unserer Toptouren. 240 km Ruhrtalradweg liegen vor uns und wir haben 4 ganze Tage Zeit. Yeah!

Ein Baum auf einer Wiese

Wie anspruchsvoll ist der Ruhrtalradweg flussaufwärts?

In den letzten Jahren hat sich viel getan, nicht nur privat, sondern auch was unsere Räder und unsere körperliche Verfassung angeht. Meinen wir zumindest und so schmieden wir in diesem Jahr den grandiosen Plan, die Strecke nicht flussabwärts, sondern von Duisburg nach Winterberg hinaufzufahren. Is‘ jetzt auch nicht super krasses, kein Hochgebirge, aber der finale Abschnitt hat es schon auch in sich. Da geht es eben doch schon gut bergauf zur Ruhrtalquelle nahe Winterberg. Die ganze Anstrengung lohnt sich aber. Rabaukenehrenwort.

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Tag 1: Duisburg bis Hattingen – Der Startschuss ins Abenteuer auf dem Ruhrtalradweg

So, genug der Nostalgie und des Geschwätzes. Wir treffen uns in alter Manier am Ehrenfelder Bahnhof. Vor acht Jahren, auf der ersten Tour über den Ruhrtalradweg, hätten wir uns wahrscheinlich direkt das erste Kölsch für die Fahrt geholt. Aber auch die Rabauken werden vernünftiger (oder einfach älter?) und so belassen wir es bei High Five, einem warmen Kaffee, kurzen Fachsimpeleien und einer latent genervten Zusammenfassung der letzten Arbeitswoche. Unsere Erkenntnis: Das soll jetzt mal alles für ein paar Tage egal sein. Wir wollen in die Pedale treten und uns den Wind um die Ohren pusten lassen. Und zwar für 4 Tage und 240 km. Auf geht’s!

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Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Wenn das mal keine guten Aussichten sind. Die Zugfahrt von Köln aus ist einfach. Tür auf, ab in die Bahn und eine halbe Stunde später stehen wir schon am Duisburger Hauptbahnhof. Wunderbar. Jetzt heißt es, Strecke finden und in den Tritt kommen. Beides gestaltet sich wie gewohnt kniffelig, da in Duisburg einige Streckenabschnitte (Stand Oktober 2024) gesperrt sind.

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Erste Hürden in Duisburg: Streckensuche und Umleitungen

Es gibt zu Beginn leider viele Umleitungen, und man sollte ihnen folgen – sonst fährt man am Ende eh nur wieder zurück. Wir wollen aber nicht meckern. Unsere Aufmerksamkeit liegt auf den ersten Metern eigentlich immer weniger auf der Strecke, sondern viel mehr auf uns selbst. Wie geht’s denn wirklich so? Was macht der Alltag? Familie? Job? Wie geht es den Kindern?

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Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Unsere Tour ist für uns wie eine Therapie – Zeit für gute und wichtige Gespräche, die sonst leider zu häufig untergehen. Und so verlieren wir uns in der ersten Stunde in persönlichen Themen und müssten erst mal den Alltag hinter uns lassen, um auf dem Rad anzukommen.

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Achtsamkeitsseminare auf dem Ruhrtalradweg

Vielleicht bieten wir irgendwann mal Achtsamkeitsseminare an, aber genau darum geht es bei unseren Touren. Kilometer und kleinere Abenteuer schweißen immer wieder zusammen und auf den Rädern finden wir immer wieder die Zeit, auch über Themen zu quatschen, die im Alltag untergehen. Wir rücken da als Freunde auch immer wieder näher zusammen und das tut gut. So, nun aber zurück zum radeln. Nachdem das aktuelle Befinden geklärt ist und wir unsere Achtsamkeit mal lieber auf die Strecke lenken, haben wir auch schnell den richtigen Weg gefunden. Ab jetzt müssen wir nur noch flussaufwärts und stellenweise auf die Schilder schauen.

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Welche Sehenswürdigkeiten gibt es entlang des Ruhrtalradwegs?

Es ist immer wieder ganz nice, durch den Duisburger Binnenhafen zu radeln. Überall Brücken, Wasser, Container und große Pötte. Aus diesem urbanen Trubel raus ins grüne Sauerland, das scheint der richtige Weg zu sein. Tritt für tritt die Stadt hinter uns lassen fühlt sich gut an, auch wenn das Wetter heute eher durchwachsen ist. Die Sonne lässt uns im Stich und die Temperaturen bewegen sich auch eher um die 10 Grad.

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Passt vielleicht ausgezeichnet zu unserer Kondition. Auch eher mäßig und so hauen wir nach 32 km schon mal die Bremse rein um eine Kleinigkeit zu essen. Einschub von Henrik: Bastian versteht das mit dem regelmäßigen Essen auf unseren Touren auch nach acht Jahren noch nicht so richtig. Lieber Bastian, es ist nicht schlimm nach 32 km mal was zu essen. Einschub Ende :-)… Nennt es ewiges Schicksal oder Personalmangel, aber zu essen gibt es in der Altstadt von Kettwig nichts. Biere aber schon und so verfallen wir in uns wohl bekannte alte Muster und stärken uns mit Kaltgetränken. Der Hunger ist damit erst einmal, zumindest für die nächste halbe Stunde, besiegt. Todsicheres Ding.

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Kulinarische Stopps und Herbstzauber entlang der Ruhr

Der Herbst wirft im Oktober definitiv seine Schatten voraus. Der Wind weht buntes Laub auf die Wege, was eigentlich immer schön ist, aber mit der kriechenden feuchten Kälte schreit es eher nach Tee und Couch. Ein Gutes hat das Schmuddelwetter dann aber doch: Wir können an unserer Kondition feilen und aufgrund der geringen Spaziergänger:innendichte auf den Wegen einfach laufen lassen. Herrlich! Mit jeder Pedalumdrehung wird die Ruhr schmaler und das Urbane schwindet. Vorbei an alter Industriehochkultur und hier und da ein Schnack und die Erkenntnis, dass Radfahren schon ganz schön gut tut.

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Und endlich ist es wieder da. Das fette Grinsen und das Gefühl, dass doch alles ziemlich einfach ist, wenn da nicht dieser Hunger wäre. Zum Glück ist der Pott aber der Pott und es gibt jede Menge Gelegenheiten, eine Pause an der Ruhr zu machen. Zwei Pils und zweimal Pommes weiß, bitte. Danke! Ziemlich einfach eben.

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Übernachten in Hattingen auf dem Ruhrtalradweg: Erholung und Genuss im Gasthaus Zur Alten Krone

Am Ende des ersten Tages stehen rund 78 km auf der Uhr und wir sind in Hattingen angekommen. Müde und glücklich schleppen wir unsere Taschen ins Gasthaus zur alten Krone in Hattingen. Mitten in der Altstadt.

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Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Die alte Krone hat niedrige Decke, ein wunderschönes Zimmer mit einer warmen Dusche, eine Flasche Wein, gutes Essen (auch vegetarisch) und ein reichhaltiges Frühstück. Besser kannste dich nicht ausruhen und so haben wir das Hotel bis zum nächsten Tag nicht verlassen. Hattingen … bestimmt richtig schön.

Tag 2: Von Hattingen nach Arnsberg – Kilometer schrubben im Indian Summer

Auf auf mein Freund, Tag zwei des Ruhrtalradwegs. Heute sind wir viel zu früh aufgestanden, aber das war so geplant. Wir frühstückten als Erste im Frühstückssaal – so früh haben wir es noch nie geschafft. Wir können uns definitiv auf die Schulter klopfen, als wir um 8:15 Uhr angezogen am Tisch sitzen und greifen schon mal jede Menge Rührei ab.

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Radfahren macht hungrig und vor uns liegt ein 100-km-Abschnitt, da muss es auf jeden Fall noch ein Brötchen sein. Wie schön und sonnig dieser Tag werden wird, können wir noch nicht erahnen. Es ist noch dunkel, und der nächtliche Regen in Kombination mit der warmen Gaststube lässt uns fast noch eine Nacht buchen. Zwei Kaffee und ein Riss in der dunklen Wolkendecke später, steigt unsere Vorfreude auf den Tourentag aber rasant an.

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Bei strahlend blauem Himmel satteln wir unsere Räder. Mit dem Kopf im Nirgendwo und der Annahme, dass wir wie immer einfach losfahren, kommt Henrik mit einem Tagesplan um die Ecke. Achtung, Fahrradrabauken mittlerweile krasse Profis geworden.

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Henriksradfahrtagesdurchhalteplan zum Nachradeln

Henriksradfahrtagesdurchhalteplan zum Nachradeln: Wir wollten ja heute die 100 km knacken. Ja. Ich habe mir überlegt, wir teilen das Ding easy in vier Abschnitte von jeweils 20-25 km ein. Nach den ersten 25 km die erste kurze Pause, bißchen was snacken, dann wieder 25 km (und Snack) und so weiter. Ja. Verstanden. Blabla. Los jetzt. Pläne … Seit wann machen die Fahrradrabauken Pläne und überhaupt 25 km, das ist doch schon gleich. Wir haben doch gut gefrühstückt, dann müssen wir doch nicht jetzt schon … Stopp 25 km. Wir bremsen vor einem Supermarkt.

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Dein Ernst? Was ist mit Pommes, Biergarten und guter Laune? Coach Henrik lässt sich da nicht beirren und kommt mit zwei Dosen Cola und Powerriegeln aus dem Laden. Schnell alles in den Hals kippen, gut durchkauen und dann geht es weiter. Ende Oktober sind wir schon etwa im Zeitstress. 100 km lassen sich zwar fahren, aber die Sonne verabschiedet sich auch wesentlich früher als im Hochsommer. Können wir fahren, Coach?

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Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Wir schrubben weiter ordentlich Kilometer. Der Weg ist größtenteils hervorragend ausgebaut. Nur wenige Passagen sind nicht asphaltiert. Doch eigentlich ist es egal, wo du auf dem Ruhrtalradweg unterwegs bist. Die herbstliche Stimmung inklusive Sonne von oben mit dem Blick auf den bunten Blätterwald… Halt! 50 km. Alter, kann ich hier nicht mal einen Gedanken zu Ende führen? Bastian wird eine Banane in die Hand gedrückt und ein weiterer Powerriegel. Coach Henrik sagt, erst nach 75 km gibt es ein Kaltgetränk. Na gut, irgendwie sieht es auch langsam Bastian ein, dass es vielleicht nicht der schlechteste Plan der Welt ist unterwegs gar nichts zu essen.

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Zack, ist die verordnete 5 Minuten Pause auch schon wieder rum. Noch ein schnelles Gespräch mit anderen Radfahrer:innen und die Erkenntnis, dass wohl niemand mehr den Ruhrtalradweg zu dieser Jahreszeit ganz fährt. Geschweige den ohne E-Motor. Macht aber auch nichts, mehr Radweg für uns. Das Wetter ist heute irgendwie ein Mittelding zwischen warm und spätem Herbst, sodass wir mehrmals diverse Zwiebelschichten an- und ausziehen, sprich Stulpen runter, Jacke aus, Mütze runter, Käppi und Jacke auf. Was für Luxusprobleme.

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Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Der nächste 25 km Happen des Tages liegt vor uns. Verdammt, Henrik hat recht. So geht das wirklich easy und auch der Hungerast kommt nicht. Nach etwa 78 km müssen wir dann doch endlich mal richtig sitzen und unsere Nasen in die Sonne halten. So landen wir Western-Restaurant Colorado in Wickede (Ruhr). Authentischer geht’s nimmer. Pizza von nebenan und Biere in der Sonne, ohne den Ruhrtalradweg zu verlassen. Perfekt. So langsam machen sich aber doch die müden Knochen, trotz Rabauken-Coaching, bemerkbar. Wir sind schon ziemlich erschöpft, wollen aber heute noch nach Arnsberg weiterfahren.

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Das Gute ist, dass auch die letzten Kilometer gut asphaltiert sind, sodass der Pizzabauch gut nach Arnsberg hochrollen kann. Nach 90 km wollen aber langsam die Beine nicht mehr, und Arnsberg liegt auf einem Berg, wie der Name vermuten lässt, und so strampeln wir die letzten Meter bis zum Backhaus in Arnsberg noch einmal steil bergauf.

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Trinken. Duschen. Essen. Läutet der Dreiklang in unseren Köpfen. Dieser zerbricht aber an der harten Realität, dass sich im Backhaus Restaurant an diesem Abend eine Hochzeitsgesellschaft breit gemacht hat. Hier gibt es schon mal kein Essen für uns, nur ein Bier am Katzentisch. Durchgeschwitzt und dreckig schleichen wir an den festlich gekleideten Gästen vorbei und beziehen die Hochzeitssuite. Scheinbar haben wir die dem frisch gebackenen Ehepaar noch rechtzeitig weggeschnappt. Planung sei Dank.

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Schnell springen wir in saubere Sachen und machen uns aufgrund mangelnder Versorgungsmöglichkeiten auf in das Arnsberger Nachtleben. Vorbei an einer Sauerländer Axtwurf-Bude, in der man tatsächlich Äxte auf eine Zielscheibe aus Holz werfen kann! Freizeitgestaltung im Sauerland.

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Ohne wirkliche Ortskenntnis und mangels Optionen sitzen wir irgendwann bei den Braubrüdern in Arnsberg bei Pommes und Salat am Tisch und lassen den Tag noch einmal Revue passieren.

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Die Schönheit des Ruhrgebiets: Indian Summer und gestauter Fluss

Rückblickend war das Wetter heute fantastisch, ein Indian Summer an der Ruhr. Die Sonne steht tief und taucht die Umgebung in leuchtend herbstliche Farben. Das Farbenspiel der Blätter an den Bäumen … ach einfach wunderschön und der perfekte Radtag.

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Überraschend, wie viele Kilometer wir von Hattingen nach Arnsberg eigentlich entlang von gestauten Ruhrteilen gefahren sind – warum noch nach Meck-Pomm fahren, wenn eine große Seenplatte direkt vor der Nase liegt. Ok, ja klar, Seenplatte Meck-Pomm is‘ schon noch ’ne andere Hausnummer. Geben wir zu.

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Arnsberg: Müde Beine und immer noch Hochzeitsgäste

Zurück im Hotel dürften wir noch schnell einen Wein kaufen, mussten dann aber aus dem Restaurant verschwinden. Hätten die uns doch ruhig auch mal als Special Guests auf ihre Hochzeitsparty einladen können. Egal. Ob die Flasche Wein die richtige Wahl war, sei auch dahingestellt. Aber warum auch nicht. Wir verziehen uns auf unser Zimmer mit Balkon. Nimm das, du feine Hochzeitsgesellschaft. Tanze der Pöbel doch unten.

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Tag 3: Von Arnsberg nach Winterberg – Auf zur Ruhrquelle

An diesem Morgen öffnen sich die Augen doch etwas langsamer als sonst. Kurzer Realitätscheck: Arnsberg. Backhaus. Hochzeitssuite. Hunger. Gut. Nachdem es gestern dann doch wieder etwas später und feucht-fröhlicher geworden ist, könnten wir gut und gerne noch ein Stündchen schlafen. Aber der Zeitplan ist ein Zeitplan – und so stehen wir dann doch auf. 

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Ein Geruch vergangener sportlicher Leistungen hat sich im Zimmer breitgemacht, und unsere Radklamotten müssen gegen die zweite Garnitur getauscht werden. Sonst hilft auch das Frühstück nichts. Ein kurzer Blick auf die Wetter-App lässt die Vorfreude auf diesen Tag steigen. Das Wetter knüpft an den goldenen Oktober von gestern an, und so steht uns ein weiterer sonniger Tag bevor.

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Frühstück ist das halbe Leben

Frühstück ist das halbe Leben oder wie sagt das Sprichwort? Das ist für uns auf jeden Fall so und so verlassen wir unser Backhaus und starten top motiviert in diesen Tag. Vor uns liegen rund 70 km, knapp 1.000 hm bergauf. Das Problem mit den Höhenmetern ist für uns, dass wir alles unter 2.000 hm nicht mehr erst nehmen. Nicht, weil wir furchtbar trainiert oder arrogant sind, sondern, weil wir nach unserer Tour in den Vogesen mit dem Grand und Petit Ballon die Latte sehr hoch gelegt haben und immer wieder vergessen, dass auch 1.000 hm echt viel sind.

Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Auf diese Erkenntnis doch erst einmal einen Mojito und eine Portion Süßkartoffelpommes vor der Bergfahrt – man kann ja nicht immer nur normale Pommes weiß essen. Bisschen Pommes-Abwechslung muss bei uns sein. Bastian beschleicht das Gefühl, dass das gestrige Radfahrcoaching von Henrik eine Eintagsfliege war. Egal. Die Sonne scheint und was gibt es da Besseres, als den letzten Cocktail des Jahres in selbiger zu genießen.

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Der Trick bei nervenden Höhenmetern

Der eigentliche Trick mit diesen tückischen, anstrengenden Höhenmetern ist, diese einfach Pedalumdrehung für Pedalumdrehung zu bezwingen. Tritt für tritt. Es hilft ja nichts, du musst ja da hoch und irgendwie geht das auch, du kommst ja auch voran und stehst nicht. Wir kommen schon ganz schön ins Schwitzen. Spätestens als die ersten Schilder Skilifte ausweisen und wir diese dann auch wirklich sehen, wissen wir, dass wir die meisten Höhenmeter hinter uns haben – und das macht uns ganz schön zufrieden. Das könnt ihr uns glauben. Rabaukenehrenwort. So entscheiden wir uns noch für ein paar extra Meter und treten, inklusive Gepäck, bis zur Ruhrquelle hoch – als krönender Abschluss quasi. Sonst wäre der Ruhrtalradweg ja nicht komplett.

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Hoch hinaus: Ein verdienter Abschluss an der Ruhrquelle

Ganz schön schattig hier, wo die Ruhr aus dem Erdreich tritt. Aber auch landschaftlich sehr schöne letzte Kilometer zur Quelle hoch. Henrik nimmt direkt einen Schluck vom Quellwasser und wird von den noch anwesenden Touristen kritisch beäugt. Doch er muss das machen. Zumindest stellt sich Bastian das so vor, dass man als Sauerländer hier in einem heidnischen Ritual getauft wird und bei der Rückkehr einen heiligen Schluck trinken muss. Ein „Rückkehrritus“ also, denkt Bastian gedankenverloren weiter, dem heimkehrenden Sauerländer wohl als Dank für die sichere Rückkehr dienend. Das ist unser Stichwort.

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Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg. Geschafft.

Wir machen schnell ein Foto, hinterlassen einen Fahrradrabauken-Aufkleber und fahren wieder hinunter bis zur Ski-Hütte, um die letzten Sonnenstrahlen vor dem Winter einzufangen. Oh, du schönes Sauerland, und an diesem Tag wird es noch besser, wir sind nämlich noch bei nem guten Freund auf dem Geburtstag eingeladen. So richtig mit Essen und Bieren in einer urigen Pinte. Allerdings schon um 18 Uhr, also schnell austrinken und bergab zur Pension Braun in Winterberg rollen. Drei Sterne Deluxe.

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In der Pension angekommen, werden wir freundlich empfangen und dürfen unsere Räder in der Garage parken. Schnell heißes Wasser über den dreckigen Körper und in halbwegs gesellschaftstaugliche Klamotten schlüpfen. Dann müssen wir auch schon wieder los. Ah, erst noch ein Pils. Ritus, ihr wisst schon. So, jetzt aber. Wir sehen uns bei Frühstück, Familie Braun.

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Tag 4: Von Winterberg nach Bad Berleburg – Nebel, Nässe und weitere ungeahnte Eskapaden

Einmal durch den dichten Winterberger Nebel fahren… das haben wir uns gestern noch gedacht und heute wird der Traum zur Realität. Nur, dass Träume in der Realität manchmal gar nicht so traumhaft sind. Die Sonne verabschiedet sich und Nebel und Nässe werden heute zu unseren ständigen Begleitern. Schnell noch Bargeld für die Pension holen, denn davon ist gestern nach uriger Dorfkneipe und Taxifahrt nichts mehr übrig geblieben.

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Profitipp fürs Sauerland: Packt euch die Taschen voller Bargeld, alles andere ist hier nichts wert. Vielleicht noch Ruhrquellwasser, aber bestimmt nicht die EC-Karte. Alles natürlich mit einem Augenzwinkern. Wir sind nämlich schon Sauerlandfans und kommen immer wieder gern zurück.

Radfahren vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg

Heute stehen nur ca. 28 km und 180 hm bis nach Bad Berleburg auf dem Programm. Geschenkt, denken wir an dieser Stelle noch. Doch wir haben die Rechnung ohne die Deutsche Bahn gemacht. Eigentlich hätten wir uns das auch denken können, denn das ist doch der eigentliche Grund, warum wir nicht aus Winterberg, sondern von Bad Berleburg fahren müssen. Unterwegs wurde uns zwar schon berichtet, wie bescheiden die aktuelle Zuganbindung ist, doch wie immer haben wir nicht richtig zugehört und uns für viel schlauer gehalten.

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Aber das alles wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, und so fahren wir erst einmal zum Frühstück den Kahlen Asten hoch. Wenn heute schon nichts Spannendes mehr passiert, dann doch wenigstens hoch auf den Kahlen Asten. Die Sicht wird immer bescheidener aber es ist gleichzeitig auch traumhaft schön dort oben, ruhig und irgendwie geheimnisvoll. Wie würde das denn ChatGPT poetischer formulieren? „Im dichten Nebel über den Kahlen Asten nach Bad Berleburg – ein feiner Regenschleier legte sich wie ein zarter Mantel um uns, während der Gipfel mit seiner kargen Schönheit still erwachte. Die Stille des Morgens ließ die Welt wie in Watte gehüllt erscheinen.“ So ungefähr müsst ihr euch das vorstellen.

Winterberg das Ferienparadies am Ende des Ruhrtalradwegs

Gefühlt besteht der gesamte Ort nur aus Ferienwohnungen, Hotels und Liften. Aber egal, definitiv kommen wir noch einmal wieder. Vielleicht sogar zum Mountainbiken in der Bike-Arena oder was es sonst da noch so gibt. Jetzt aber erst einmal aus dieser Suppe raus und einen kurzen Stopp an der Bäckerei Thieme. Ein großes Danke an dieser Stelle an Dirk, für die tollen Gespräche am Abend und ein super Frühstück, auch wenn die Kaffeemaschine noch außer Betrieb war. Danke und bis bald!

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Gefährliche Abfahrten und der Kampf gegen die Elemente

Der Nebel wird immer dichter und die Wege immer „komootiger“. Sprich, wir fahren nur noch nach Navi, weil die Sicht und die Orientierung nichts anderes mehr zulassen. Es geht über Wald- und Wiesenwege, teils steil bergab. Eigentlich nichts für unsere Räder, sondern eher etwas für Mountainbikes ohne Gepäck. Irgendwann fragen wir uns, was hier eigentlich so verbrannt riecht, und bekommen prompt die Antwort, als wir an die Scheibenbremse fassen. Dumm ist der, der Dummes tut … aber es kommt noch besser.

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Mit verbrannten Fingern und froh, endlich in Bad Berleburg angekommen zu sein, stehen wir voller Erwartung auf eine baldige Heimkehr nach Köln am Bahnhof – und werden wieder einmal eines Besseren belehrt. Dass der ein oder andere Zug ausfällt, hatten wir schon im Hinterkopf, aber dass wir hier einfach nicht mehr wegkommen, damit hatten wir nicht gerechnet. Die Laune steigt nicht gerade ins Unermessliche. Uns ist kalt, und die Klamotten sind vom Nebel nass. Wir brauchen einen Plan – und zwar schnell, sonst stehen wir hier noch im Dunkeln herum. Schlau, wie wir sind, schlagen wir uns erst einmal die Bäuche voll, bevor wir den nächsten Schritt angehen.

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Ein Blick auf die App zeigt, dass wir keine Wahl haben, wir müssen irgendwie nach Siegen, und das ist tatsächlich nicht so einfach. Aufgerufene Züge fallen einfach aus und so stehen wir an einem verlassenen Bahnhof mitten im Sauerland. Fuck!

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Schon lange nicht mehr der Ruhrtalradweg

Wir haben keine andere Wahl, als weiter zu fahren bis Siegen, etwa 42 km zusätzlich plus 490 hm hoch und 680 hm runter. Speziell letztere sind bei Nässe und mit picke packen vollem Rad ein größeres Problem, dazu noch diese verdammte eingeschränkte Sicht. Alles egal, wir müssen weiter. Unsere Sätze werden kürzer. Bis die Kommunikation ganz stirbt und jeder für sich in seinem Tempo gegen die weiße Wand und die Höhenmeter ankämpft.

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Das macht jetzt alles nicht so richtig Spaß. Der Nebel will nicht verschwinden und verwandelt sich in einzelne kleine Tropfen, die sich zu größeren sammeln und unsere Klamotten komplett durchnässen. Dazu noch der nicht enden wollende Strom von Autos auf der Landstraße bei nahezu null Sicht. Wir klemmen unsere Rückleuchten ans Rad und hoffen für die nächsten Kilometer das Beste. Hoffentlich übersieht uns niemand. Keine Ahnung wo wir sind. Wieder blinder Gehorsam gegenüber dem Navi.

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Eigentlich eine super Sache, wenn hier und da die Strecke von Komoot abgekürzt wird und die Strecken technisch fordernd sind. Aber nicht heute in dieser Suppe. Downhill geht eben nur mit einem echten Mountainbike und nicht mit einem Gravelbike mit ordentlich Gepäck hinten drauf. Irgendwie und irgendwo im Rothaargebirge passiert dann, was passieren musste. Trotz ausgeklickten Schuhen und Fußbremsung rutscht Bastians Vorderrad weg und mit ihm Bastian. Der ganze Weg ist so steil, dass er erst nach drei Überschlägen zum Liegen kommt. Fuck.

— AB HIER GAB ES KEINE BILDER MEHR —-

Was war das? Kann ich noch alles bewegen. Scheiße, tut das weh. Der kleine Finger kribbelt und die Hüfte schmerzt. Erst einmal liegen bleiben. Henrik ist prompt da. Was machen? Wasser trinken, über seine eigene Dummheit den Kopf schütteln und hoffen, dass nichts gebrochen ist. Nach ein paar Minuten ist klar: Es kann weitergehen. Laienhaft kommen wir zu der Diagnose, dass nichts gebrochen ist und uns zumindest das Adrenalin noch die letzten Meter zum Siegener Bahnhof tragen wird. Was ’ne Nummer.

Vom Ruhrgebiet ins Sauerland: Der Ruhrtalradweg. Das war es.

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Zur Sicherheit schieben wir aber den Rest durch den Wald. Das war wirklich selbst für uns selten blöd und wir haben schon viele blöde Sachen gemacht. Glaubt uns. Zum Glück ist Bastian bei seinem Sturz nichts passiert. Erkenntnis des Tages: Auch wenn du dein Rad schiebst, bist du immer noch Radfahrer:in und verlierst nichts an „street credibility“ (Begriff aus den Nullerjahren). Irgendwann ist dann aber auch die größte Plackerei für diesen Tag vorbei. Wir kommen happy in Siegen. Sogar die Bahn fährt pünktlich ab und schafft es bis Köln. Und so endet unsere Geschichte am Sonntag um 18 Uhr am Köln-Ehrenfelder Bahnhof. Dort, wo sie vor vier Tagen begonnen hat. Mach es gut, mein Freund.

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Was danach geschah: Die nächsten Tage gestalteten sich für Bastian etwas schwieriger, denn er hat sich doch ganz schön die Schulter und die Hüfte geprellt. Die ersten drei Tage nach seinem Sturz konnte er seinen Hosen nicht mehr richtig zu machen. Ein Hoch auf das Home Office. Und auch nachts konnte er sich nur unter Schmerzen im Bett umdrehen.  

Derweil ging Henrik unbeeindruckt und emsig wie immer seiner Arbeit als Dr. Wiegelmann nach und ahnte nicht, wie sehr sein wagemutiger Freund Bastian in den ersten Tagen nach der Tour unter den Nachwirkungen litt.

Beide fahren auch heute noch Rad und haben schon die nächsten abenteuerlichen Touren geplant.