Diese Radtour durchs Osnabrücker Land führt uns drei Tage lang über die Grenzgängerroute Teuto-Ems und die Friedensroute – von Warendorf bis Greven. In Kooperation mit der Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land sind wird quer durchs zauberschöne Osnabrücker Land und das westliche Münsterland gerollt. Mit dabei: Lecker Spargel, alte Burgen, die Hügel des Teutoburger Wald, tolle Aussichten, ein Baumwipfelpfad und einige Kaltgetränke.

  • Tag 1 startet in Warendorf und führt uns über Sassenberg, Füchtorf und Versmold bis nach Bad Rothenfelde – 67 km, ca. 420 Höhenmeter.
  • Tag 2 geht weiter Richtung Teuto: über Bad Iburg, Baumwipfelpfad und Gedenkstätte bis nach Osnabrück – 54 km, ca. 510 Hm.
  • Tag 3 bringt noch einmal richtig Strecke: Lengerich, Tecklenburg und viel Münsterland-Rückenwind bis Greven – 66 km, ca. 520 Hm.

Macht am Ende: ca. 187 Kilometer und 1.450 Höhenmeter.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Machbar? Klar. Anspruchsvoll? Kommt darauf an, wie viele Aperolpausen du machst.

blank

Tag 1 – Radtourstart im Osnabrücker Land: von Warendorf nach Bad Rothenfelde

Start in Warendorf – Kleine Perle im Münsterland

Los geht es mit unserer Radtour durchs Osnabrücker Land morgens um halb 11 Uhr in Warendorf. Warendorf, die kleine Perle im Münsterland. Hier waren wir zwar schon des Öfteren, doch wir lassen es uns nicht nehmen, noch mal über den Marktplatz zu rollen. Hunger haben wir aktuell noch nicht, dafür hat Bastians Mutti im Vorfeld gründlich gesorgt. Denn entgegen unserer normalen Vorgehensweise sind wir heute mit dem Auto gebracht worden, zwar nicht aus Köln, aber aus dem Kreis Warendorf. Kinder bleiben eben Kinder, und so fahren wir erst mal raus. Für das obligatorische 12-Uhr-Kaltgetränk ist es nämlich auch noch zu früh, und außerdem schmeckt das auch erst, wenn man schon einige Kilometer abgespult hat. Isso.

blank

Grenzgängerroute Richtung Sassenberg – Radfahren im Osnabrücker Land

Die Grenzgängerroute ist schnell gefunden. Das Gute an bekannten Routen ist ja, dass ihr einfach nach Schildern fahren könnt. Sprich: ungefähr die Richtung wissen, das Zeichen der Route erkennen und schon geht es ab.

blank

Die Route führt uns an den Emsauen vorbei. Diese werden aktuell umgebaut und geplant. Gerne hätten wir hier noch eine Expertenmeinung einfließen lassen, aber Philipp wollte dann doch nicht interviewt werden.

blank

Kurzstopp in Sassenberg und am Feldmarksee

Also weiter, ab nach Sassenberg. Unterwegs begegnen uns Grenzsteine und weisen nochmals den Weg aus. So richtig wissen wir, mit dem Routennamen nichts anzufangen, aber Fahrradfahren ist ja auch ein bisschen Schnitzeljagd und Bildung, und so werden wir uns alles in den nächsten drei Tagen selbst erarbeiten.

blank

In Sassenberg könnt ihr schon die erste Pause einschieben und euch die Taschen bei der Bäckerei Arenhövel vollpacken oder ihr fahrt noch ein paar Meter weiter zum Feldmarksee. Doch Achtung: Bei Sonne, Sand, Seeblick und Eis lässt es sich schwer wieder aufsitzen, und so verweilen wir nicht lange an diesem schönen Spot.

blank

Kultur haben wir schon gegenüber von der Bäckerei gemacht.

Spargelsuche in der Region Füchtorf

Ein bisschen Hunger bekommen wir dann aber doch, zumal das hier auch eine Spargelregion ist. Also diese Weißen, von denen alle immer ab Mai reden und mit Kilopreisen und gegessenen Mengen um sich werfen. Davon wollen wir auch etwas haben, am besten mit Hollandaise-Soße und Salzkartoffeln. Da sind wir eben durch und durch Traditionalisten.

blank

Doch außer Höfen nix gewesen. Wer Spargel für zu Hause kaufen will, wird hier auf jeden Fall fündig. Die ganze Region besteht aus Hofläden und Feldern, mit und ohne Folie. Als wir in Füchtorf, dem selbst ernannten Spargeldorf, einfahren, denken wir: Nu aber! Spargel. Doch so richtig will sich dieser Wunsch nicht erfüllen. Spargelbeben in Füchtorf.

blank

Schloss Harkotten auf unserer Radtour durchs Osnabrücker Land

Hinter Füchtorf stehen wir vor den verschlossenen Toren von Schloss Harkotten. Egal. Hier können wir zumindest von außen mal schauen, für eine umfangreiche Besichtigung haben wir aber keine Zeit und auch noch keine Lust. Hunger ist hier das Stichwort, und so jagen wir weiter dem Spargel hinterher. 

blank

Pause in Versmold – Unser Kuchenstreik am Wurstemacherbrunnen

Versmold ist unsere neue Hoffnung. Henrik spottet eine Spargelpizza in einer Bäckerei, doch näher kommen wir auch hier dem blassen Gemüse nicht. Die freundlichen Verkäuferinnen entschuldigen sich und sagen, dass erst später die Restaurants öffnen. Es soll nicht sein.

blank

Doch das Glück der Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Schweine, und so satteln wir kurzerhand um und überlegen, was unsere Optionen sind. Profitipp: Einfach mal absteigen und Fahrt rausnehmen. Gegenüber vom Wurstemacherbrunnen spenden rote Sonnenschirme Schatten, und so setzen wir uns erst einmal auf eine Cola und ein Bier hin.

Wer will, findet hier auch eine große Kuchenauswahl und andere Kleinigkeiten. Doch wir verweigern die Nahrungsaufnahme weiterhin und treten in den Hungerstreik. Selbst Henrik macht mit, und der ist ja eigentlich schon eher Nachmittagskuchenfan.

blank

Aufstieg zur Burg Ravensberg – Hoch hinaus im Teutoburger Wald

Nach einer kurzen Pause setzen wir unsere Radtour fort. Über Borgholzhausen fängt es auf einmal an zu donnern, und der Himmel zieht sich dunkelblau zu. Was machen? Wie war das mit den Blitzen – die schlagen doch immer in den höchsten Punkt in der Umgebung ein, oder? Und gefühlt sind wir das hier gerade mitten auf’m platten Land in Ostwestfalen-Lippe.

blank

Wir müssen weiter, der Hunger ist erst einmal vergessen. Doch wie es scheint, fährt Fortuna wieder einmal mit, und wir bekommen nur ein paar Tropfen ab, während die Straße vor uns ein ganz anderes Bild zeichnet. Schwein gehabt. Der Platzregen ist vor uns runtergekommen. Wir biegen auf den Weg hoch zur Burg Ravensberg ab und sehen, wie sich Wasser die Straße entlang schlängelt. Zur Burg selbst sind es ab hier nur ca. 0,8 km, doch die haben es in sich. Also nicht vom Weg, sondern von der Steigung – denn Burgen stehen auf Bergen gegen die Feinde und damit man schon von weitem sieht, wer da so kommt, wie uns André später noch erklären wird. 

blank
blank

Mittelalter-Flair und eine spontane Burgführung

Von uns nimmt erst einmal keiner Notiz, obwohl auf der Burg ein reges Treiben herrscht. Es laufen nämlich die Vorbereitungen für einen Kindermittelaltermarkt. Bogenschießen, Bastelangebote, Mitmachtheater und Kinderschminken und was weiß ich denn noch. Und wenn man kleiner als ein Schwert ist, kommt man sogar umsonst rein. Ha! Sind wir schon lange nicht mehr, aber so können wir uns auch ein Getränk am Kiosk kaufen und kommen mit André ins Gespräch und bekommen ganz spontan eine Burgführung und ganz viele Infos, die wir an dieser Stelle leider nicht mehr wiedergeben können und auf das Internet verweisen müssen.

blank

Doch die Aussicht ist herrlich, so viel ist sicher. Wenn ihr mal in der Ecke seid, geht da auf jeden Fall hin. Und wenn André gerade vor Ort ist, grüßt ihn ganz lieb von uns. Danke nochmal für die tolle Führung an dieser Stelle. Das war weder von uns noch von ihm geplant, aber manchmal passt es eben.

blank
blank
blank

Ankunft in Bad Rothenfelde und wir schnuppern Salzluft

Wir rollen weiter auf Bad Rothenfelde zu und haben so ziemlich null Ahnung, was uns erwartet oder was Gradierwerke sind, aber Reisen bildet ja bekanntlich, und so sehen wir, dass der Name „Bad“ nicht von ungefähr kommt. Hier rieselt nämlich den lieben langen Tag Solewasser über Reisig und reichert die Luft salzig an. Meeresluft im Osnabrücker Land. Nice!

blank

Davon wollen wir natürlich auch etwas ab und checken schnell im Hotel Dreyer ein, springen unter die Dusche. Leider schließt das angeschlossene Café schon um 18 Uhr, und so geht es direkt zum Abendessen ins Siedehaus, direkt gegenüber der Gradierwerke.

Abendessen im Siedehaus – Endlich Spargel!

Die frische Kurluft weht uns um die Nase, und wir kommen auch endlich zu unserem Spargel. Entscheiden uns aber aufgrund der allgemeinen Hungerlage gegen die klassische Version und lassen unseren Spargel gratinieren. Passt ja auch irgendwie zum Thema. Danach fallen wir müde in unser Bett. Gute Nacht, Bad Rothenfelde.

blank

Tag 2 – Radtour durchs Osnabrücker Land: Bad Rothenfelde bis Osnabrück

Traumstart mit Frühstück im Hotel Dreyer

Was haben wir gut geschlafen! Echt. Und wir haben schon einiges an Hotelbettenerfahrung. Voller Vorfreude geht es nach einer kurzen Dusche ab an den Frühstückstisch, und was sollen wir sagen? Hier wird nicht gekleckert, sondern ordentlich aufgefahren. Neben dem normalen Standard-Hotelprogramm finden sich auch allerhand kleine und größere Köstlichkeiten am Buffet.

blank
blank

Es gibt Antipasti, Falafel, kleine Wraps und sogar Süßes vom Vortag, also wahrscheinlich vom Vortag aus dem Café von nebenan. Wer hier nicht satt wird, ist selbst schuld. Nach zwei Brötchen, einem ordentlichen Bircher Müsli und einer übertriebenen Portion Rührei sind wir uns aber einig: Wenn wir uns jetzt noch Waffelstücke nachschieben, werden wir hier heut nicht mehr wegkommen und setzen uns wie alle anderen auch einfach auf die Bank an den Gradierwerken und atmen nur noch ein und aus.

blank

Fahrt durch die Bauernschaft Richtung Bad Laer

Dies gilt es definitiv zu vermeiden, denn wir wollen ja noch bis nach Osnabrück. Das sind zwar nur knapp 50 km ab hier, aber man weiß ja nie, was alles noch passiert. Also schieben wir unsere Räder um ca. 10 Uhr vor das Hotel und klicken unsere Taschen selig an die Räder. Das Wetter hält, und so fahren wir auch an diesem Tag bei einsetzendem Sonnenschein los.

blank

Ein letztes Mal an den Gradierwerken in Bad Rothenfelde vorbei, um einen letzten Zug gesunder Luft zu nehmen, und dann weiter. Wir kommen bestimmt mal wieder nach Bad Rothenfelde, vielleicht dauert es noch etwas, aber bestimmt, wenn wir nur noch Kuchen und Kaffee wollen.

blank

Wir lassen locker durch die Bauernschaft rollen und wundern uns über viele Rennradfahrende an diesem Samstag, aber anscheinend ist hier irgendwo ein Rennen. Doch damit haben wir an diesem Wochenende wenig zu tun. Müßiggang heißt die Devise.

Typisch für eine Radtour durchs Osnabrücker Land, bei der es nicht um Tempo, sondern ums Erleben geht. und so beobachten wir nur den entgegenkommenden Radverkehr und freuen uns, dass wir heute unsere eigene Wohlgefühl-Geschwindigkeit fahren können. Ins Schwitzen werden wir auch noch kommen, aber das ist auch im Müßiggang vollkommen in Ordnung und tut der lieben Seele doch auch mal ganz gut. 

Zwischenstopp in Bad Laer mit Friedensrouten-Infopoints

Wir strampeln weiter durch blühende Kastanienbaum-Alleen und finden uns plötzlich in Bad Laer wieder. Hier findet an diesem Wochenende das MYDORF-Fest statt – nur noch nicht morgens um 11. Vielleicht zum Glück, denn sonst wären wir hier wahrscheinlich schon versackt. Sind ja nur 50 km. Eben.

blank

Überall am Wegesrand finden sich Hinweisschilder auf die Geschichten der Städte. So viel kann man eigentlich gar nicht lesen, außer Henrik, aber der ist ja auch Doktor und muss seinen Kopf weiter mit Infos füttern, sonst wird er furchtbar unzufrieden. Spannend ist es ja in jedem Fall, aber Bastian reicht dann meist doch die Zusammenfassung von Dr. Henrik. Oder wisst ihr, was der Thierplatz ist? Eben.

In Bad Laer gibt es auch die ersten Infopoints zur Friedensroute. An der Seite lässt es sich kurbeln, und zwar so lange, bis genügend Strom da ist, um eine Audiodatei abzuspielen. Echt nicht schlecht. Bis auf das Kurbeln. Für alle, die ein Smartphone besitzen, ist der einfachere Weg, den QR-Code zu scannen und der Geschichte auf dem Handy zu lauschen.

Rabaukentipp an dieser Stelle: Das Ganze geht auch abends wunderbar im Hotelzimmer und ist wirklich nicht schlecht eingesprochen. Lasst es auf einen Versuch ankommen. Oder ruft Henrik an, der weiß jetzt auch top Bescheid.

Kurpark mit Babyenten – Slow Travel in Bad Laer

Auch in Bad Laer wird die Langsamkeit großgeschrieben. Hier gibt es einen großen Kurpark mit dem Glockensee. Wir als Kölner sind natürlich Park-Experten und der ganzen Sache etwas überdrüssig, denn wir brauchen echte Natur. Doch eine kurze Runde Babyenten schauen lassen wir uns dann doch nicht nehmen.

blank

Das Schöne an der Grenzgänger- und Friedensroute ist, dass du eigentlich immer im Kreis fahren kannst. Sprich: Man muss nicht die große Tour machen, sondern kann sich auch einzelne Teilstücke oder Schleifen raussuchen und diese entspannt an einem Tag abradeln. Also z. B. im Hotel Dreyer mit dem 1A-Frühstücksbuffet wohnen bleiben, ohne Taschen los und auf ein Stück Kuchen am Abend wieder vor Ort sein. Geht auch, aber nicht für uns.

blank
blank

Radtour durchs Osnabrücker Land mit Bergetappe nach Bad Iburg

Wir nehmen eine gravelige Streckenänderung in Kauf und fahren für ein paar Minuten auf feinstem Schotter durch die Felder, bevor wir Bad Iburg erreichen. Eine Burg hatten wir zwar schon gestern auf dem Zettel, aber wenn wir schon einmal hier sind, dann geht es eben auch hoch zum Schloss. Früher Burg, heute Schloss. Hier sitzt auch das staatliche Baumanagement.

Alles ohne Wertung, aber wir denken, es gibt schlechtere Bürostandorte. Bevor wir uns aber wieder über Büros Gedanken machen, fahren wir schnell wieder bergab und wollen lieber hoch hinaus. Denn in Bad Iburg gibt es einen Baumwipfelpfad, und was sofort auffällt, ist, dass hier das Publikum etwas jünger ist. Familien mit Kindern werden erstaunlicherweise auch von dem hohen Pfad über den Baumwipfeln angelockt.

blank

Bollerwagen und andere Anhänger bahnen sich den Weg durch den Kneipp-Erlebnis-Park am Charlottensee Richtung Baumwipfelpfad in Bad Iburg. Normalerweise wären wir mit dabei, aber nicht heute. Heute reisen wir mit leichtem Gepäck und müssen nur auf uns achten. Gar nicht so schlecht, und so lösen wir zwei Eintrittskarten für 11,50 Euro pro Person und steigen hoch in die Wipfel der heimischen Bäume. Langweilig? Überhaupt nicht. 

Abstecher nach Bad Iburg zum Baumwipfelpfad – ein Highlight der Radtour Osnabrücker Land

Der Holzsteg in luftiger Höhe, der sich wie ein Aussichtsbalkon durch den Waldkurpark schlängelt, ist 439 Meter lang und schwebt bis zu 26 Meter über dem Boden. Und mittendrin: Ausblick auf Schloss, Wald und Weite. Da oben gibt es jede Menge zu entdecken. Der Pfad ist nicht nur ein Schilderpfad, sondern bietet auch etliche Stationen zum Mitmachen an.

blank
blank

Nicht nur für kleine Leute interessant. Was für Große aber definitiv interessant ist: das kleine Café mit Kaffee und Kuchen – oder in unserem Fall mit Aperol Spritz. Eine Wertmarke gab es zur Eintrittskarte dazu als X-1 €. Da hast du zwar immer noch Geld ausgegeben, aber oben auf dem Sonnendeck, das noch eine Etage höher liegt, ist das sowas von egal. Cheers! Nach Aperol und Kuchen müssen wir uns mal langsam wieder auf den Weg machen. 

blank
blank

Anstrengungen und Abfahrten durch den Teutoburger Wald – Radreise im Osnabrücker Land

Hinter Bad Iburg soll es nämlich nochmal kurz bergauf gehen – und das zweimal. Das ist zwar nicht ganz die Wallonie, aber nach dem Mittagseinknick trotzdem etwas, um wieder wach zu werden. Und so strampeln wir ohne Motor, aber mit Gepäck die Hügel im Teutoburger Wald hoch. Wo ein Berg ist, ist aber auch immer wieder eine Abfahrt, und die entschädigt für alles und immer. Rapsfelder sausen, im Wechsel mit Pferdewiesen, an uns vorbei und unser Grinsen fällt uns erst in Ohrbeck wieder aus dem Gesicht. Augustaschacht. 

blank

Gedenkstätte Augustaschacht – Erinnerungsstätte im Teutoburger Wald

Das hört sich nach Bergbauromantik an und kurz denken wir an den Pott, doch mit dem Zusatz Gedenkstätte verblasst die Ruhrpottromantik schnell. Zwischen Januar 1944 und April 1945 befand sich in diesem Gebäude das Arbeits- und Erziehungslager Ohrbeck, in dem über 2.000 Menschen inhaftiert waren. Die meisten von ihnen waren ausländische Zwangsarbeiter, die von der Gestapo verhaftet wurden, weil sie sich der Zwangsarbeit entziehen wollten.

blank

Auch deutsche Häftlingsgruppen wie „jüdisch Versippte“, Zeugen Jehovas oder politisch Verfolgte nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurden dort festgehalten. Die Haftbedingungen waren unmenschlich – geprägt von Hunger, Krankheiten, Gewalt und Tod. Viele Häftlinge überlebten das Lager nicht. Heute erinnert dieser Ort an ihr Leid.

blank

Und das ist nur die Zusammenfassung des Schildes am Eingang. Geht mal rein, da wird einem schon ganz anders. „Nie wieder“ war noch nie so wichtig wie heute – und sollte es immer bleiben. Gedenkstätten vermitteln schon ein ganz anderes Bild als jedes geschriebene Wort oder jede Arte-Doku.

Letzte Kilometer bis Osnabrück & Abendessen in der Alten Posthalterei

Etwas betrübt und definitiv leise setzen wir unseren Weg fort und finden kurz vor Osnabrück an der Sutthauser Mühle noch einen kleinen Stopp, um alles zu verdauen. Die Sonne und ein kühles Kaltgetränk holen uns zum Glück schnell wieder in die Gegenwart zurück.

blank

Nur noch 6 km, bevor es wieder in die Stadt geht. Das ist für uns immer wieder ein komisches Gefühl, vor allem wenn wir gefühlt schon ewig draußen waren. Aber Osnabrück? Da sind wir ja auch nicht alle Tage. Etwas müde kommen wir gegen 17:30 Uhr im Hotel an und rollen unsere Räder in die Tiefgarage. Hier gibt es sogar Ringe als Anschlusspunkte für die Räder und Lademöglichkeiten für alle E-Biker unter euch in unmittelbarer Nähe.

blank

Was folgt, ist eine hotelbedingte Abendroutine. Duschen. Jeans aus der Tasche holen. Vortäuschen, als wäre man Tourist, und sich unter die Leute mischen und durch die Restaurants streunern.

blank

Was essen wir nur heute? Bayrisch! Wenn das mal nicht zu Osnabrück passt. In der Alten Posthalterei gibt es Käsespätzle und frischen Salat. Genau das, was wir gerade brauchen, dazu noch ein paar Helle und fast wären wir schon selig gewesen, wenn das nicht noch das „Trash“ wäre. 

blank

Kneipen-Ausklang im „Trash“ in Osnabrück

Eine Alternative fußläufig 20 Minuten entfernt und gut, um den Käse etwas sacken zu lassen. Also los, mein Freund, wir laufen aus der Innenstadt raus und durch verschiedene Stadtteile Richtung Kneipe. Eine Stadt besteht ja nicht nur aus Innenstadt.

blank

Angekommen sind wir doch nur kurz darüber irritiert, dass man in Niedersachsen noch in Kneipen rauchen darf, und setzen uns als alternative kölnische Spezies mal lieber nach draußen. Ein, zwei Newcastle Brown Ale später machen wir uns wieder auf zum Domhotel. Für heute reicht’s. Wir wollen ja morgen weiter, aber der letzte Abend ist immer der letzte Abend – und etwas sentimental.

blank

Tag 3 – Letzte Etappe der Radtour Osnabrücker Land: Osnabrück bis Greven

Frühstück und Abschied vom Osnabrücker Land

Der Wecker klingelt heute eine Stunde früher als sonst, und das an einem Sonntag. Wir haben heute aber noch 60 km vor der Brust und wollen bis Greven und von da aus mit der Bahn zurück nach Köln. Das dauert ja auch noch etwas, also ab an den Frühstückstisch im Dom Hotel und Kräfte tanken. Das Beste ist nach unserer Meinung immer – und wirklich immer – das Frühstück.

blank

Der Tag fängt an und der erste warme Kaffee läuft die Kehle herunter, bevor man in ein richtig gutes Brötchen mit Butter oder Margarine beißt. Wie schön ist doch das Leben auf zwei Rädern im Osnabrücker Land. Wobei das natürlich nicht nur für hier gilt.

Das Frühstück fällt etwas kleiner aus als am Tag zuvor, ist aber auch einfach nicht vergleichbar. Von der Auswahl her. Das Frühstück selbst ist nämlich top, und das Personal sehr freundlich und erfüllt auch Extrawünsche. Nicht von uns, aber von anderen Gästen. „Ein Spiegelei, aber gedreht, nur nicht zu lange, aber schon angebraten“ wird hier ohne mit der Wimper zu zucken gemacht. Rührei gibt es direkt an den Tisch auf Bestellung. Gut so, da 1. wir uns nicht so voll schaufeln und 2. nicht so viel weggeschmissen wird, wenn die Touristen mit dem Frühstück fertig sind.

blank

Historisches Rathaus in Osnabrück und der westfälische Frieden

Bevor wir Osnabrück wieder verlassen, wollen wir aber noch einmal zum historischen Rathaus. Eins von zweien. Das andere steht in Münster, und eben in diesen beiden wurde 1648 der Westfälische Frieden beschlossen. Wir stehen leider an diesem Sonntagmorgen vor verschlossener Tür, und so besiegeln wir selbst den westfälischen Frieden mit dem Osnabrücker Handschlag.

blank

In diesem Fall zwischen dem Münster und dem Sauerland. Wer woher kommt, dürft ihr euch aussuchen. Weiter geht es mit unserer Radtour durchs Osnabrücker Land.

blank

Der Römer in Lengerich – altes Tor und eine kleine Pause

Wir rollen entspannt auf unserer Radtour im Osnabrücker Land über Fahrradstraßen in Richtung Lengerich. Auf dem Weg finden wir noch eine Stele zur Friedensroute. Den Hinweis auf den QR-Code haben wir schon gegeben. Wäre einfacher, aber wir drehen noch einmal an der Kurbel, um genug Strom zu erzeugen, damit wir die Geschichte von Lengerich hören können.

blank

Den Akku auf den Telefonen brauchen wir schließlich noch. Doch mitten im Satz bricht die Geschichte ab. Also doch lieber QR-Code oder einfach weiterfahren, denn heute ist es echt nicht mehr so warm und wir haben die halbe Tasche an. Wenigstens kein Regen, aber eher ungemütlich.

blank

Lengerich hört sich an wie ein Ort in der Nähe von Köln, liegt aber im Münsterland, in direkter Nachbarschaft zum Osnabrücker Land. Was es hier zu sehen gibt? Nicht so viel. Doch den alten „Römer“ besuchen wir dann doch. Mitten in der Altstadt steht nämlich der „Römer“ – ein Torhaus aus dem 13. Jahrhundert, das schon mehr erlebt hat als die meisten von uns auf dem Rad. Früher war das mal der Eingang zum Kirchhof, später: Rathaus, Knast, Lager, Schulklasse, Archiv. Heute: Standesamt und Restaurant mit Geschichte im Mauerwerk.

blank
blank

Warum der „Römer“ so heißt? Weiß keiner so genau. Der Name ist seit dem 18. Jahrhundert im Umlauf, aber die Herkunft bleibt ein Rätsel. Fachwerk trifft auf Massivbau, Spitzbögen auf Stadtgeschichte. Wer durchfährt, fährt mitten durch Jahrhunderte – und landet direkt im Herzen von Lengerich. Naja, vielleicht etwas zu dick aufgetragen, aber vor dem Bogen gibt es eine Bäckerei und hier kann man schon eine gute Pause bei Kaffee und Gebäck machen und etwas Fahrt rausnehmen.

Haus Marck – Verhandlungsort mit Geschichte in Osnabrücker Land

Danach müssen aber mal wieder ein paar Watt getreten werden. Kälte. Ihr erinnert euch. Wir biegen kurz zum Haus Marck in Tecklenburg ab. Haus Marck ist ein Wasserschloss, das mehr Geschichte zu bieten hat, als wir auf unserer kurzen Runde über den Schlosshof vermuten und erst nach Recherchen zu diesem Artikel merken.

blank

Haus Marck war nämlich 1643 Schauplatz der Vorverhandlungen zum Westfälischen Frieden. Aha! Wieder was gelernt, und ihr jetzt auch. Nach einer kurzen Diskussion, ob wir wirklich noch nach Tecklenburg hochfahren sollen, entscheiden wir uns zum Glück dafür, auch wenn der Anstieg ziemlich steil ist und auf einschlägigen Nerd-Radseiten zum Bergtraining empfohlen wird. Das nur als kleiner Exkurs. 

blank

Anstieg nach Tecklenburg und der Abschied aus dem Teuto

Kurz gesagt: Tecklenburg lohnt sich. Deutschlands nördlichstes Bergstädtchen – steht zumindest auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne. Hier gibt es auch wieder genug zu schauen: Burgruine und Altstadt mit Fachwerk.

blank

Wir lassen die Marktplatz-Szenerie mit einem Aperol auf uns wirken. Hier will man eigentlich gar nicht mehr weg und einfach direkt zum Mittagessen übergehen. Ist aber nicht, denn wir müssen ja noch nach Köln zurück. Der Drink ist auch in gewisser Weise unser Abschlussdrink zu dieser Tour. Naja, nicht ganz, aber zumindest vom Osnabrücker Land und vom Teutoburger Wald.

blank

Finale der Radtour durchs Osnabrücker Land und zurück nach Köln

Danach geht es wieder bergan und Richtung Münsterland. Wir rollen noch einmal am Flughafen Münster/Osnabrück vorbei. Der Flughafen des Westfälischen Friedens. Ihr erinnert euch? Zwei Rathäuser und so. Über gerade und rechtwinklige Kurven mit einer ordentlichen Packung Münsterland-Gegenwind finden wir unseren Weg zum Bahnhof in Greven. Von hier könnten wir eigentlich noch bis Münster fahren, sparen uns aber die Kilometer bis zum zweiten Rathaus des Westfälischen Friedens, denn die Papas wollen auch die Kids noch sehen.

blank

Diesem edlen Vorhaben macht fast mal wieder die Deutsche Bahn einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich dachten wir, wir fahren direkt aus Greven nach Köln, aber der Blick auf die App hat schon unterwegs gezeigt: ist nicht. Zweimal umsteigen Minimum. Als geduldige Ticketkäufer nehmen wir das natürlich in Kauf, aber als der erste Zug auch keine Fahrradfahrer mitnehmen will, steigt der Unmut dann doch. Ach, aber über die Bahn kann wahrscheinlich jede:r etliche Geschichten erzählen.

blank

Fazit: Danke, Osnabrücker Land!

Am Ende sind wir in Köln angekommen, haben ein super Radwochenende hinter uns und unsere Kids noch gesehen. Danke, Osnabrücker Land, für die tolle Tourenplanung über die Grenzgängerroute Teuto-Ems und die Friedensroute. Es hat wirklich Spaß gemacht. Die Radtour durchs Osnabrücker Land ist eine klare Empfehlung für alle, die Landschaft, Geschichte und gutes Essen kombinieren wollen.

blank