Der Fahrradkauf – Alles gar nicht so leicht

Hier ein Artikel der jetzt schon fast drei Jahre im Archiv dümpelt und somit genauso alt ist, wie das Rad, um das es hier gehen wird. Eigentlich schon abgeschrieben und jetzt doch wieder aus dem Archiv gebuddelt. Denn wir finden die Aktualität ist immer noch gegeben.  Also, kommt mit. Unterwegs mit den Fahrradrabauken beim Fahrradkauf.

Danke Radstation, aber wir sharen nicht mehr…

Fahrradfahren im Münsterland
Auf dem eigenen Fahrrad ist das Radeln noch schöner

Zum Start unseres Blogs und der Fahrradrabaukenära haben wir uns immer noch Fahrräder geliehen. Und auch wenn es mit den geliehenen Fahrrädern der Radstation im Kölner Hbf wunderbar im ersten Jahr funktioniert hat und wir sogar auf Leihrädern das Auf und Ab der Weinberge gemeistert haben, wuchs irgendwann der Wunsch nach einem eigenen Packesel.

Ein eigenes Fahrrad muss her

Wann sich der Gedanke manifestiert hat, können wir garnicht mehr so genau sagen. Wahrscheinlich irgendwann im dunklen Kölner Winter 2018, irgendwo am Tresen, als die Gedanken schon im Frühjahr hingen und wir die Tristesse der dunklen Monate nicht mehr ertragen konnten. Eigentlich war alles so wie jedes Jahr: Man ist heiß auf die neue Sommersaison aber der Winter will einfach nicht verschwinden. Ein neues Rad macht aber schon mal Bock auf gutes Wetter.

Ostseeradweg
Die kleine Freiheit auf dem Rad

Gutes Feedback treibt uns schon von Anfang an an

Zudem haben wir schon in den ersten Monaten unserer Fahrradzweisamkeit tolles Feedback von Freund*innen und Bekannten zu unserem Blog bekommen, was uns damals schon angetrieben hat auch die kommenden Sommer weiter zu strampeln und darüber Geschichten zu erzählen.

Vielen Dank an alle die uns unterstützen und uns jetzt schon ein paar Jahre begleiten.

Das neue Rad: Leichtes Trekkingrad VSF Fahrradmanufaktur Modell T-700

VSF T-700 Fahrradmanufaktur
So sieht das Rad vollbepackt aus. Back in Black.

Auch wenn das Rad jetzt schon fast in die Jahre gekommen ist, weder Akku oder Gravelbike-Ambitionen hat, fiel damals die Entscheidung auf ein leichtes Trekkingrad der Marke VSF Fahrradmanufaktur Modell T-700. Warum? Es fühlte sich beim Testfahren direkt gut an (und tut dies immer noch), hat ein schlichtes zeitloses Design und nicht zu viel Klimbim. So einfach ging das damals. 

Damals hatten wir noch wenig Ahnung von dem ganzen Technikkrams am Fahrrad

Wenn wir nachträglich noch die technischen Spezifikationen aufführen sollen meldet euch, aber wir sind immer noch keine super Fahrradtechnikprofis (aber mittlerweile schon etwas näher dran 😉 ) und haben uns damals auf die wirklich tolle Beratung im Köln-Mühlheimer Fahrradfachgeschäft „Rad Welle“ verlassen. Leicht hat Bastian sich die Entscheidung damals trotzdem nicht gemacht.

Wie war das damals 2018? Der Fahrradkauf keine leichte Entscheidung

Halde Rungenberg
Ein Fahrradbild T-700 VSF

Ein Erfahrungs- und Recherchebericht aus Rabaukensicht

Bevor ich im Frühjahr 2018 endlich zugeschlagen habe, sind erstmal etliche Stunden des Tages im Internet verschwunden. Fachforen und Verkaufsseiten… erst spannend, dann ermüdend. Das Projekt „Fahrradkauf“ wurde daher mehrmals auf Grund von einem Überangebot an Rädern (und Meinungen zu diesen) im Netz wieder verworfen.

Fahrradboom in 2021

2021, Corona und der damit verbundene Fahrradboom machen es wahrscheinlich aber auch nicht leichter. Der Markt ist eben voll mit Angeboten, von Trash bis High-End ist in vielen Variationen vieles zu finden. Es ist eben immer schwer ein*e Begleiter*in fürs Leben zu finden. Gute Beratung tut da Not.

VSF T 700
VSF T-700 bei Nacht

Das Internet ist nicht der Schlüssel zum Erfolg

Doch irgendwann reicht reine Fiktion im Internet nicht mehr. Mir zumindest nicht. Ich brauchte etwas zum anpacken und vor allem zum vollpacken. Erneute Internetrecherche in bester Bob-Andrews-Manier hat mich in einen gar nicht so kleinen Fahrradladen in Mühlheim in der Nähe des Wiener Platzes in Köln geführt.

Der dümmste Satz im Fahrradgeschäft? Bitte sehr! Here we go.

„Ich brauche ein Fahrrad“ wahrscheinlich der immer noch dümmste Satz in einem Fachgeschäft („Fahrrad“ ist natürlich jedem Fachgeschäft individuell anzupassen). Nach einem gelungenen Gesprächsauftakt, welcher mich zum totalen Fahrradneuling degradierte, wusste ich zumindest wofür ich die Kiste brauche.

Drachenfels auf dem Rheinradweg
T-700 vorm Drachenfels im Siebengebirge

Hier die groben Eckdaten:

  • ca. 3.000 km im Jahr (erstmal)
  • leichtes Gerät
  • fahren bei Wind und Wetter

Eine gute Beratung ist das A und O bei einem Fahrradkauf

Zack saß ich auf einem VSF T-700 mit Scheibenbremsen. Was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Tritt. Draußen regnet es dicke Tropfen und ich schiebe das Rad auf den Asphalt… ab gehts. Regen egal. Treten und es rollt sofort? Mega! Ich fahre mit einem breiten Grinsen durch Mühlheim.

Das erste neue Fahrrad, sonst gab es immer nur gebrauchte Fahrräder

Randnotiz: Ich habe bis dato immer nur gebrauchte Räder gekauft, mit einer mehr oder weniger langen Lebenserwartung. Hier ist aber alles anders. Brücke hoch fahren kein Problem, runter fahren im Regen und bremsen – läuft super! Nur der Preis schreckt mich etwas ab.

Radeloutfit der Fahrradrabauken
In voller Radmontur

Hydraulische Bremsen – noch mehr Neuland beim Fahrradkauf

Ich fahre noch ein Rad mit hydraulischer Felgenbremse, welches etwas preiswerter ist und ein Fahrrad mit nicht so wertigen (wenn man davon überhaupt sprechen kann) Schaltungskomponenten. Nach 2h Wasser von oben, einem regen- und schweißnassen Gesicht und tollen Probefahrten, bin ich ähnlich verwirrt wie nach einer ausgiebigen Internetrecherche.

Ein Fahrrad gekauft ist aber noch lange nicht

Ich will doch nur ein Rad… da ich keine 5 Jahre mehr bin, alles sofort haben muss (was ich mir zumindest einrede), das Rad auch ein paar Jahrzehnte halten muss, und sowas immer gut überlegt sein soll, fahre ich mit meinen Hollandrad erstmal nach Hause.

Fahrradrabauken auf Fahrradtour

Mit Emotionen kauft man nicht bzw. sollte man nicht

Das ist wie mit dem Hunger und dem Supermarkt. Nur sind es diesmal nicht Chips und Schokolade, sondern ein neuer Weggefährte oder Weggefährtin für die nächsten Rabaukenjahre. Über Geschlecht und Namenswahl können wir uns noch unterhalten.

Über den Fahrradkauf schlafe ich lieber noch einmal

Ein mal schlafen. Zweimal schlafen. Noch mehr schlafen. Eine Entscheidung kann ich immer noch nicht treffen. Macht Folgendes am Besten nicht im Vorfeld: Möglichst viele Leute nach der Meinung zum favorisierten Rad fragen. Meinungen über Meinungen und jede*r findet irgendwas besser oder schlechter. Natürlich gibt es einige nützliche Tipps, aber es ist schon schwierig Wichtiges vom weniger Wichtigen zu trennen.

Finale Fragen für den Fahrradkauf

Übriggeblieben sind noch zwei wesentliche Fragen für den finalen Fahrradkauf:

  1. Sind die Reifen (Marathon Racer 35mm) vielleicht doch etwas zu schmal für Waldwege und Schotterpisten?
  2. Aluminium Gepäckträger mit 20 kg Zuladung – reicht das?

Weil… Achtung hohe Mathematik in Form einer Textaufgabe:

Ein Fahrradrabauke hat ein Zelt für zwei Personen von ca. 5 kg dabei. Zusätzlich ist Sommer und die Sonne scheint und um den Durst nach einer Tour zu löschen packen wir meistens einen Sixpack Bier in die Taschen, Man weiß ja nie wo man am Ende des Tages so ankommt und was man da vorfindet. Außerdem ist Fahrradfahren echt anstrengend, weshalb noch 1L Wasser eingepackt wird. Wieviel kg kann der Gepäckträger noch tragen? Und wieviel überflüssigen Kram dürfen Rabauken dann noch in die anderen Taschen stopfen?

Wird eng, dachte ich und bevor ich mich wieder mit detailverliebten Fahrradnerds im Netz rumschlage (nicht abwertend gemeint, mir wurde hier echt geholfen), fahre ich lieber wieder zur „Rad Welle“ und frage einen Fachmenschen direkt vor Ort.

Bastian und Fahrrad
…und es fährt immer noch – Stand 2021

Beantwortet wurden meine Fragen so:

  1. Reifen werden umgezogen. Unplattbar und breiter. Wohuu! Son bissken Wald geht, auch wenn wir nicht die Bikepacking-Gravelbiker sind.
  2. Der Träger packt bis zu 40kg. Erstmal beruhigend, aber wir werden sehen und berichten. Stand 2021: Hält! Selbst ca. 80kg schwere Freund*innen.

Die entscheidene Frage vor dem Fahrradkauf

Nun die alles entscheidene Frage: T-700 mit hydraulischer Scheiben- oder mit hydraulischer Felgenbremse…?

Schwierige Entscheidung und nicht nur ein preislicher Unterschied

Pro Scheibenbremse

  • bremst sehr gut, auch wenn es schüttet
  • nutzt sich nicht so schnell ab
  • kleinere Bremshebel am Lenker

Pro Felgenbremse

  • preiswerter
  • mir auch irgendwie vertrauter
  • Hydraulik kann auch schon einiges, sprich man benötigt weniger Kraft

Contra Scheibenbremse

  • teurer
  • brauch ich das wirklich? oder bin ich sonst auch ohne klargekommen, egal ob bei Regen oder nicht (muss jede/r für sich selbst beantworten)?

Contra Felgenbremse

  • schnelle Abnutzung der Bremsklötze (etwa doppelt so schnell wie bei der Scheibe)
Gebrauchtes Fahrrad
Muss ja nicht immer gebraucht sein 🙂

Die finale Entscheidung beim Fahrradkauf

Ich habe mich für die hydraulische Felgenbremse entschieden. Hierbei hoffe ich, dass es die die richtige Entscheidung war. Aber wenn wir eins aus Managementbüchern lernen können, dann, dass es keine falschen Entscheidungen gibt. „Schönreden“ kann man es natürlich auch nennen. Bis jetzt fühlt es sich aber, mit Sonnenbrille auf der Nase und Fahrtwind im Gesicht, sehr gut an.

Das Fahrrad kann man nicht sofort aus dem Laden schieben

Was ich auch noch lernen musste ist, dass man sein neues Rad nicht immer direkt stolz wie Bolle aus dem Laden schiebt. Denn auch an einem guten Fahrzeug kann so einiges optimiert werden, alte Kalle Grabowski Weisheit.

So wird zumindest mein gutes junges Hollandrad nicht direkt eifersüchtig, wenn der neue feine Herr oder die feine Dame an meiner Seite aus dem Laden herausrollt…

Fahrradfahren im Münsterland
Fahrradfahren im Münsterland

Was man noch am Fahrrad braucht 

Falsch – was man noch braucht, wenn man in einer riesengroßen WG namens Großstadt wohnt… hm, noch mal anders – was man noch braucht, wenn man in einer schönen Großstadt mit einigen Arschlöchern wohnt, die einem die Räder bei jeder Gelegenheit auseinander bauen wollen, sind Spezialmuttern an Felgen, Sattel und Lenker – sogenannte Pitlocks.

Pitlocks am Fahrrad – Wat?!

Habe ich vorher auch noch nie gehört, aber mit den Dingern sollen es Diebe schwerer haben Teile abzubauen, wenn man gerade im Biergarten oder im Kino sitzt. Soweit die Theorie. Natürlich kann man das Fahrrad immer noch wegfahren, weshalb ein fettes Schloss her muss. Eigentlich ist es echt kein schönes Gefühl, Geld dafür auszugeben, damit Andere es nicht klauen können. Von dem Geld hätte ich mir doch die Scheibenbremse leisten können. 

Diebstahlschutz fürs Fahrrad – Danke an alle Spacken

Sei es drum. Ich fühle mich durch die Jungs bei „Rad Welle“ aber immer noch gut beraten und sehe ein, dass ich hier wahrscheinlich besser nicht sparen sollte. Isso.

Gut dann eben auch noch neue unplattbare breitere Schlappen obendrauf, wenn wir schonmal die Patte offen haben und etwas vom Lenker rechts und links abflexen (meine Schulterpartie scheint nicht die Ausmaße eines Supersportlers zu haben). Etwas beleidigt, nehme ich den Vorschlag an, zumindest ist das Einkürzen inklusive. 

Wahnerheide-Köln

Alles gekauft, aber noch lange kein Fahrrad

Anzahlung auf den Tresen und raus hier bevor mir noch etwas einfällt. Abholen kann ich es direkt einen Tag später… Wie diese Liebesgeschichte weiterging? Erstmal ging es raus aufs Land zur Kulturellen Landpartie (fahrt da mal hin) und dann? Alle anderen Touren findet ihr hier ja hier bei uns im Blog.

Konnten wir euch etwas weiterhelfen bei eurer Entscheidung oder seid ihr jetzt total verwirrt? Schreibt uns gerne in die Kommentare.